Beiträge von Jiastanna

    Arganzou war vertieft in ein Gespräch mit dem alten Zwerg. Er kannte sich offenkundig mit einer anderen, aber recht ähnlichen Form des Schamanismus aus. Ein Schamanismus, der mindestens ebenso alt, wenn nicht gar älter als der orkische Schamanismus war. Vielleicht konnte das Verständnis dieses alten Zwerges seine Fähigkeiten im Umgang mit gemischten Elementarnaturen erweitern, denn bisher waren ihm Aspekte wie Murmur sie verkörperten, ein Buch mit sieben Siegeln. Andere Schamanismen, wie die der Tauren oder Naaru, hatte er weitestgehend studiert, aber mit Zwergen hatte er nie jenen Kontakt gepflegt. Eine Gelegenheit bot sich hier, die er nicht auslassen durfte.

    Brill:
    Kilix betrachtete die Zeppelintürme, als eine ätherische Stimme in seinem Geist ihm zuflüsterte.
    "Der, den du suchst, ist nicht länger hier. Du wirst deine Suche weit im Süden vorsetzen müssen. Halte Ausschau nach einem großen verlassenen Turm in einer kargen Gebirgslandschaft."
    Der Entwirrer klickte mit seinen Mandibeln und überlegte. Wer auch immer zu ihm gesprochen hatte, die Stimme war ihm vertrauensvoll vorgekommen...handelte es sich um einen Zauber, der ihn in eine Falle locken wollte. Andererseits wusste die Stimme scheins sehr genau, wohin er gehen wollte.
    Schließlich entschloss Kilix sich dazu, der Stimme Folge zu leisten. Er kraxelte in den Schatten einen Zeppelinturm hoch und heftete sich mit seinen Hakenklauen an den Boden eines Zeppelins, der scheinbar Richtung Süden aufbrach.

    Brill:

    Kilix' sechs Spinnenbeine trieben ihn schnell durch die Lande. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Nordend und die Tunnel von Azjol'Nerub verlassen. Seit Arthas erschlagen worden war, wurde die Anzahl der verdorbenen Anub'Ar weniger und die Neruber gewannen langsam an Stärke. Doch hatte einer ihrer Wesire eine Vision gehabt. In einem entfernten Land wurzelte ein Splitter von Arthas' Wahnsinn.
    Als erfahrenster Krieger und Leiter der Schlachten um das obere und untere Königreich, war Kilix entsandt worden, um eben jenen Splitter ausfindig zu machen. Dummerweise hatten die wenigsten Bewohner jemals einen Neruber gesehen und seine Gestalt war nicht gerade die, eines Engels des Lichts.

    Rasch huschte Kilix zwischen den Bäumen Tirisfals hin und her, auf der Suche nach einem alten Bekannten...

    Arganzou, der das zwergische Lied nicht kannte, aber durchaus vom tiefen Bariton des Chores angetan war, sah den alten Zwerg herantreten und bemerkte unmittelbar, dass er jede Bewegung sehr sorgfältig tat. Jemand der sich so bewegte, war sich seiner Umwelt stärker bewusst als viele andere.
    In der Erwartung, Augenkontakt mit dem Zwerg herzustellen, konzentrierte der Ork seinen Blick nur auf ihn und blendete bald das Geschehen um sich herum aus. Mit schamanistischer Schärfe tastete sein Geist sich an den Zwerg heran und wurde sofort von dessen Ruhe erfasst.
    "Wer ist der Älteste, Herr Zwerg?", fragte er Rostbart schließlich und wandte sich wieder dem Geschehen zu.

    "Hoffentlich ist der Alkohol so stark, wie man von den Zwergen sagt...", flüsterte Arganzou Assimya zu und wartete darauf, sich setzen zu können. Fleißig arbeiteten die Zwerge daran, ein Banquett aufzurichten und dem Ork kam ein altes Trinklied in den Kopf, dass er leise brummend vor sich hinsang.

    Nach einer ganzen Weile endete das Lied in seinem Kopf und mit dem Aufstellen des letzten Stuhles, sagte Arganzou leise, aber kaum hörbar die letzten zwei Strophen:

    "Dort stand der alte Zecher,
    Trank letzte Lebensglut,
    Und warf den heiligen Becher
    Hinunter in die Flut.

    Er sah ihn stürzen, trinken
    Und sinken tief ins Meer,
    Die Augen täten ihm sinken,
    Trank nie einen Tropfen mehr."

    "Ein Schutzmechanismus gegen Feinde? Teufel noch eins, ihr Zwerge seid wirklich gerissen.", rief Arganzou laut. "Ich frage mich, wie wir wohl gestorben wären.", er überlegte einen Augenblick. "Halt! Ich will es gar nicht wissen, geschweige den vorstellen."
    Langsam folgte er der Gruppe und betrachtete dabei die Umgebung. Das Glühen der Kohlepfannen und die dunkle, warme Stimmung gefiehl ihm. Als Schamane dem Feuer verschrieben, fragte er sich, ob die Zwerge wohl, ähnlich wie sein Volk, das Feuer verehrten.

    "Ich weiß, der Schamanismus ist euch nicht ganz fremd, aber ein bisschen mehr Kompetenz hätte ich euch schon zugetraut. Schamanen spüren die Fische im Wasser. Ich bräuchte nicht einmal eine Angel, um ihn zu fangen. Wir nennen das in Orgrimmar "Fische kitzeln".", sagte Arganzou auf Rostbarts Frage hin.

    "Und ich nehme euer Angebot nach einem Getränk gerne an. Ich brauche etwas, um die nerven zu beruhigen. Werdet ihr auch etwas trinken?", fragte er an Assimya gewandt.

    "Anaria shola!", sagte Arganzou. "Mehr kann ich euch auf Thalassisch nicht entgegen bringen."
    Er trat nahe an den Zwerg heran und musterte ihn von oben bis unten. "Ash karath!", murrte er dann auf Darnassisch und deutete auf das große Tor hinter ihnen.
    "Ich weiß nicht, ob ihr Orkisch versteht oder nicht, aber ihr sprecht besser in einer Sprache, die wir alle verstehen!", forderte der Schamane und wandte sich dann an Nuuri und Assimya. "Ansonsten müsst ihr mir die ganze Zeit als Übersetzer behilflich sein."
    Er hob den Kopf und betrachtete nochmals das Portal von Eisenschmiede.
    "Ich bin gespannt, wie es darin aussehen wird.", sagte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

    Inmitten der Anwesenden landete Arganzou und blickte argwöhnisch zwischen den Personen hin und her.
    "Ich hoffe, euer Wort ist gewichtiger als das Temperament der Zwerge.", sagte er an Arganzou zu Arilon in orkischer Gemeinssprache.
    "Sagt ihnen, dass wir nur kurz Angeln wollen und dann wieder verschwinden. Ich fühl mich nicht wohl zwischen lauter Wesen, die mir nur bis zum Knie gehen."

    Dem Wind trotzend rief Arganzou Assimya zu: "Wo ist nun dieser Eingang, den ihr erwähnt habt?"
    Er hoffte inständig, dass keine der Wachen sie als Mitglieder der Horde identifizieren würde, solange sie noch in der Luft waren. Hier oben saßen sie wie auf dem Präsentierteller.
    Angespannt ergriff er den Kopf seines linken Streitkolbens, nur um sicher zu gehen.

    Arganzou erwachte, als er Assimyas kleine Hand an seiner breiten Schulter rütteln spürte.
    "Verdammt, ich habe länger geschlafen, als mir lieb ist.", knurrte er und gähnte herzhaft. "Dabei brauchen die Alten wenig Schlaf, so sagt man doch."
    Mit krachenden Knochen erhob er sich und spannte die Muskeln an, um ihnen den Schlaf auszutreiben. Dann warf er sich seine Rüstung über und packte seine Sachen zusammen. Anerkennend nickte er Assimya zu, als er sah, dass die Elfe bereits alle Vorbereitungen getroffen hatte.
    "Sind die Reittiere bereit?", fragte der Schamane und trat ins Freie.

    "Ich schlafe auch lieber im Sumpf, als auf diesem Reittier zu fliegen. Das stirbt mir doch unter dem Hintern weg." sagte er und schaute mitleidig auf den schmächtigen Windreiter. Dann drehte er sich auf dem Absatz um marschierte ins Gasthaus, eine leichte Wasserspur hinter sich herziehend.
    Innen angekommen hing er seine Rüstung zum Trocken vor einer Kohlenpfanne auf und machte sich sich in leichterer Kleidung gemütlich. Es dauert nicht lange, bis er eingenickt war.

    "Heute werden wir ohnehin nicht mehr trocken.", meinte der Schamane und verstaute sein Totem wieder. "Solange wir die Nacht nicht in diesem stinkenden Sumpf verbringen müssen...", fügte er hinzu und betrachtete die grün-braune Landschaft.
    Gemeinsam marschierten sie nach Steinard und beim Anblick der möglichen Unterkunft, drängte Arganzou noch stärker auf das Fortsetzen der Reise.
    Unter den Reittieren fanden sich nur noch zwei ältere Windreiter und einer davon, sah sehr kränklich aus. Unglücklich warf Arganzou Assimya einen fragenden Blick zu.

    Arganzou trat ebenfalls durch das Portal und landete unsanft neben Assimya im Wasser. Erschreckt strampelte er im Wasser, bis er die Orientierung wiedergefunden hatte und watete dann an Land. Vorsichtig wrang er sich das Wasser aus den Zöpfen und entsorgte einen Fisch, der bei der Landung den Weg in seinen Kilt gefunden hatte.
    "Ich habe ja keine Wasserphobie, aber zielt das nächste mal etwas sorgfältiger", sagte er vorwurfsvoll und kramte ein Windtotem hervor, über das er seine Haare hielt. Ein leichter Windstoß trieb die Nässe nur langsam heraus.
    "Fliegend kämen wir wohl am schnellsten nach Dun Morogh. Habt ihr ein fliegendes Reittier, auf dem ein alter Ork noch Platz findet?", fragte er und schaute dabei ein wenig armselig aus, nass wie er war.

    "Wenn ihr mich so anschaut, wie sollte ich da ablehnen...", grummelte Arganzou verlegen, ob des Blicks der ihm zugeworfen wurde. Medivh lachte leise, beim Anblick des weichwerdenden alten Orks.
    "Wollt ihr nicht mitkommen, Medivh? Ihr könntet als Verhandlungspartner unschätzbar wertvoll sein!", fragte Arganzou und wandte Medivh den Blick zu.
    "Welche Verhandlungen?", konterte Medivh und gab zu verstehen, dass Arganzou und Assimya sich besser nicht schnappen ließen.
    "Schon gut, ich dachte nur, der "größte Magier aller Zeiten" könnte sein unendliches Potenzial mal für was Nützliches einsetzen und nicht nur zur Öffnung dunkler Portale...", murrte der Ork zurück und wandte sich an Assimya.
    "Kommt Mädchen, bis nach Eisenschmiede ist es ein weiter Weg. Warten wir lieber nicht zu lange.", sagte er und deutete auf Veneánar´.

    Medivh drehte sich um und schaute Assimya so ins Gesicht, dass sie unter seine Kapuze schauen konnte. "Kennt ihr den alten Eisenkierfer?", fragte er und grinste. "Ein unendlich hässlicher Barsch, der in einem Tümpel in Eisenschmiede lebt. Den brauche ich. Außerdem ein paar Kleinigkeiten...Etwas vom Kraut Aszharas Schleier, Urschatten als Kondensator und einen Behälter für den Splitter."
    Arganzou riss die Augen auf: "Eisenschmiede!? Seid ihr von Sinnen?! Wie sollen wir denn da hinein kommen??"

    Medivh rückte nah an Veneanárs Gesicht heran und betrachtete seine Augen. Dann legte er die Hand auf die Brust des Elfen und flüsterte ein paar Worte. Veneanár verdrehte die Augen und sackte dann teilnahmslos den Baum hinab.
    "Dieses verfluchte Übel...", schimpfte Medivh leise. "Hiermit werden wir nicht so schnell fertig."
    Arganzou trat an Medivh heran und begutachtete den leblos wirkenden Elfen. "Gibt es eine Möglichkeit das Übel aus ihm zu entfernen?"
    "Seid beruhigt, die gibt es. Und ich verstehe nun auch, warum ihr mich gerufen habt, wo dieses Übel doch auch auf mich zurückzuführen ist.", sagte er entschuldigend. "Doch brauche ich dafür ein paar Dinge...".

    "Ich sehe schon, wo das Problem liegt.", sagte Medivh. Seine Stimme kam nur gedämpft unter seiner Kapuze hervor. Er schritt langsam auf Veneanár zu, ohne seinen Griff dabei zu lockern. Wütend zappelte der Elf und kämpfte gegen Medivhs Kraft an, doch diese war einfach zu stark für ihn.

    Arganzou half derweil Assimya wieder auf die Beine. Mit einem seiner Daumen strich er ihr über die Schramme an der Wange und wirkte dabei etwas elementare Kraft. Sanft setzte sich das heilende Wasser auf ihr Gesicht und entfaltete seine Wirkung.

    Wieder leuchtete das blaue Feuer in seinen Augen, jenes Feuer, das auch dem Lichkönig zu eigen gewesen war. Unter dem kräftigen Zug von Veneanárs Hand, spannte sich der Bogen knirschend. Dann zischte der Pfeil los!

    Doch kurz bevor der Pfeil Assimya erreichte, prallte etwas im Flug dagegen. Vor Assimyas Füßen landete einer von Arganzous Streitkolben, von dem nun eine kleine Rauchfahne ausging. Veneanár dagegen wurde aus dem Stand gerissen und prallte gegen einen der Bäume, wo er zappelnd hängen blieb.

    Eine tiefe Stimme verkündete hinter Assimya, wer ihr Retter war. Arganzou stand, noch immer in der Wurfhaltung, hinter ihr und keuchte. Daneben hatte Medivh seine Hand ausgestreckt und drückte den Besessenen mit Magie gegen den Baum.

    "Gerade noch rechtzeitig!", sagte der alte Ork und schnaubte.

    Veneanárs Augen waren matt und leblos. Es schien, als würde sein Körper wie eine Marionette gesteuert. Plötzlich riss er ruckartig seinen Bogen hervor und zielte auf die junge Magierin. Langsam formte sich ein arkaner Pfeil an der Bogensehne. Für einen Moment leuchteten Veneanárs Augen in sattem Blau auf und zeugten vor gieriger Mordlust.