Beiträge von Jiastanna

    Nachwehen

    Aradil schwebte im leeren Raum. Er hatte die Augen geschlossen, die Arme um den Leib geschlungen und die Beine angezogen. Er lauschte in sich selbst hinein, vernahm den Klang seines langsam schlagenden Herzens. Da war es, dumpf, rhythmisch, aber beständig. Er war allein mit sich. Dann atmete er aus, presste den letzten Rest Luft aus seiner Lunge und verharrte erneut. Deutlicher noch vernahm er jetzt sein Herz. Er spürte es in seinem Brustkorb pochen. „Du lebst noch!“, pflichtete ihm eine Stimme in seinem Verstand bei. Es war die Stimme einer Frau. Für ein paar Sekunden genoss er die friedliche Stille und das Säuseln in seinem Kopf, das ihm versicherte, noch er selbst zu sein.

    Als er wieder aus dem eiskalten Bad auftauchte, setzte das übliche Dröhnen schlagartig wieder ein. Er hatte den Eindruck, als spielte jemand Orgel in seinem Verstand und der Melodie nach zu urteilen, hatte dieser jemand kein musikalisches Talent. Er kniff die Augen zusammen und schirmte das Restlicht von Archerus, mit seinen blau und grün brennenden, nekromantischen Fackeln, ab. Irgendwo stampfte rasselnd ein untotes Konstrukt vorbei und gluckerte dabei ekelerregend. Für einen Sterblichen war Archerus eine der unangenehmsten Erfahrungen, die man machen konnte. Die schwarze Klinge hielt es offenbar nicht für nötig, ihren Anhängern einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Überdies schienen diese sich auch nicht viel aus Komfort zu machen und langsam begriff Aradil auch, warum. Es war die dräuende Stimme eines kalten, toten Wahns, die immer und immer wieder an den Gedanken zerrte. Auch Aradil hörte diese Stimme nun seit geraumer Zeit. Anfangs hatte er es versucht, zu verdrängen, dann hatte es sich mit aller Macht Bahn gebrochen und sich in jede Lücke eingenistet, die nicht besetzt war. Wer brauchte ein Bett, wenn man nicht schlief?

    Anders als beim Wahnsinn der Leere, die die Gedanken mit tausenderlei Visionen möglicher Vergangenheiten und Zukünfte ausfüllte, verschlang das Flüstern des Todes jeden Gedanken und hinterließ einen Fetzen des Gefühls, der mit ihm verwoben war. Kälte kroch stattdessen hinein und so hatte Aradil das Gefühl, sein Herz gefror zu einem emotionslosen Klumpen Fleisch.

    Das monotone Summen der Nekropole, das Stöhnen der verdammten Seelen und das Gurgeln der minderen Kreaturen, die herumwankten, waren Ausdruck dieses Gefühls von emotionaler Taubheit. Und wäre er bereits untot, so hätte ihn dies vermutlich nicht einmal allzu sehr gestört. Er kannte die Disposition der meisten Untoten und er verstand das Schicksal, dass die Verlassenen in ihrem Namen angenommen hatten. So ging es allen Opfern des Lichkönigs und seiner Magie. Doch Aradil war ein Lebender unter Untoten. Er trug ihre Rüstung, er schwang ein runenbewehrtes Schwert und sein Körper hatten ebenso einen nicht unerheblichen Anteil jener Magie aufgenommen, die den Todesrittern das unheilige Leuchten ihrer schwelenden Augen gab. Das kalte Ziehen in seinem Schädel kündigte Aradil von derselben Veränderung seines Antlitzes und je mehr er diese Magie zur Entfaltung brachte, umso näher kam er dem Dasein eines Todesritters.

    Aber noch war es nicht um ihn geschehen. Es war ihm gelungen, mehrere Anker in seinen Verstand zu schlagen. Der Brief, der ihm erst just zugegangen war, hatte sich dabei so fest in ihn gebohrt, dass er zu einem neuen Fundament des Widerstands geworden war. Aradil hatte seine Mission fast beendet, er war praktisch an seinem Ziel angelangt und nur eine einzige Tat verhinderte eine Rückkehr in die Welt der Lebenden und zu jenen, die sich seiner noch erinnerten. Die Vorstellung davon verschaffte ihm Linderung und machte die Orgel in seinem Kopf dumpfer. Wenigstens war Jiastanna in Sicherheit. Der Tod des alten Orcs hatte ihr zugesetzt, aber Aurelia hatte sich ihrer angenommen und tat, was er in diesem Augenblick nicht tun konnte - Trost spenden.

    Ein einziger Akt des Grauens, dann wäre er befreit von dieser ständigen Marter, die an Körper und Geist zerrte, wie tollwütige Hunde an einem frischen Kadaver. Er hatte seine Präsenz auf dem Haupt der Welt geduldig hingenommen, doch in den letzten Zügen spürte er, seinem Ziel nahe, die Ungeduld stärker aufwallen, als je zuvor. Sylvanas war fort, Bolvar enthront und der Himmel über der Eiskrone zerschlagen. Nur noch der vermaledeite Pestrufer! Nathanos Marris, dieser elende Hund! Und dann, endlich, würde seine lange ersehnte Rast beginnen. Er hatte ein Mittel gefunden, sich selbst sein Gleichgewicht zurückzugeben, vor langer Zeit, im Land der Nebel…

    Unterdessen…

    Ruzon hatte die gesuchte Elfe erspäht. Beinahe wäre ihr Körper wie eine überreife Melone auf dem Pflaster der Straße aufgeplatzt.

    Mit einem beherzten Griff, warf er den Arm um ihren Oberkörper und hielt ihr dann sein Messer an die Kehle.

    „Pssst. Er hat dein’n Brief g’kriegt. Er lässt ausricht’n, dass er noch was zu erledig’n hat, im verdammt’n Pilzwald. Danach sollst’n im Wald mit d’n grün’n Stang’nbäum’n such’n geh’n. Er meint, du weißt schon wo…“

    Seine rasselnde Stimme ließ noch ein heiseres Lachen zurück, dann verschwand der kalte Atem aus ihrem Genick in der Dunkelheit, aus der er so plötzlich gekommen war.

    Kein Thema. Ich glaube, ich bin mittlerweile das Gildenmitglied, das schon am längsten in der Gilde ist, mit Ausnahme von Steppi, sofern er denn noch aktiv sein sollte. Alle anderen Gründungsmitglieder sind mittlerweile fort.

    Ich bin ein altes RP-Überhangsel, aus den Zeiten, als die Garde noch an großen RP-Plots aufm Server beteiligt war :D

    Aber vielen Dank. Ich nutze das einfach als Forum für die Figur ;)

    Der Morgen dämmerte und die Spitzen der Felsformationen des Canyons leuchteten bereits im Licht der aufgehenden Sonne. Sie überquerten den Vorplatz des Tempels bis zu einem Felsbogen, der den Canyon überspannte, ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu treffen. Doch als sie gerade den Bogen überquerten, rauschte aus den Tiefen des Canyons unter ihren Füßen ein großer, blauer Pterrordax hervor. Auf dessen Rücken saß ein schwarzer Sethrak, der einen glühenden Speer schwang. Wirbelnd schleuderte er den Speer auf die Gruppe, traf aber nur den Felsboden unmittelbar vor ihnen. Schwingend blieb die Spitze der Waffe im Fels stecken und stoppte ihre Flucht jäh. Mit kräftigen Flügelschlägen setzte der Pterrordax vor ihnen auf und versperrte so jeden weiteren Weg. Auch in ihrem Rücken näherten sich nun einige Sethrak, die den Rückweg auf der anderen Seite der steinernen Brücke versperrten.

    „Das Sethrak-Imperium ist nicht so schwach, dass falsche Diener und gemeine Eindringlinge sich ungestraft und ungehindert durch es hindurch bewegen könnten.“, fauchte der schwarze Sethrak und stieg von seinem Reittier herab. Mit einem Ruck zog er den Speer aus dem Fels und legte ihn rücklings auf die Schulter.

    „Mach Platz oder es wird dir Leid tun, Schlange.“, brummte Arganzou.

    Der Sethrak lachte vibrierend. „Du überschätzt deine Position, Orc. Ihr seid nur Eindringlinge in diesem Land. Euresgleichen mag den Imperator getötet haben, aber Korthek war arrogant und überheblich. Seine Zeit war lange abgelaufen und früher oder später wäre er einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen. Ihr habt mir nur einen Gefallen getan.“

    Ein paar der Sethrak hatten nun gefährlich nahe zu ihnen aufgeschlossen.

    „Wir haben einen der Verräter erwischt, Selkath!“, zischte einer von ihnen. „Es war der elendige Varthas. Aber die Elfe hat ihn verbrannt!“

    Selkath lachte kehlig. „Noch einen Gefallen, den ihr mir getan habt. Vielleicht sollte ich euch nicht töten, sondern als private Sklaven behalten. Ihr scheint eine gute Arbeit zu machen.“

    „Träum weiter!“, rief Jiastanna. „Vorher springe ich lieber von dieser Klippe.“

    Selkath verzog keine Miene. „Tut euch keinen Zwang an. Springt und sterbt oder lasst euch in Ketten legen. Mir ist es gleich.“

    Aradil beugte sich leicht zu Aurelia rüber und flüsterte ihr ungesehen etwas zu. Jiastanna verstand nicht, was er sagte, doch ein Kribbeln jagte ihren Nacken hoch, als sie die glühenden Augen ihres Bruders sah. Es war das erste Mal, dass sie diese Art Magie bei ihm beobachtete. Es war eine schwer fassbare Form schattenhafter Magie, die jedoch nicht ganz der Leerenmagie zu entsprechen schien, die von Magister Umbric und anderen Vertretern seiner Lehre ausgingen. Das Kribbeln schwoll zu einer Art unangenehmen Ziehen in den Zähnen, als sich mit einem knarzenden Geräusch ein schwarzer Spiegel an der Seite des Canyons bildete. Mit einem beherzten Sprung schwang sich Aurelia vom felsigen Rand und tauchte in das schattenhafte Gebilde ein. Dann war sie verschwunden. Aradil packte Jiastanna an der Schulter und stieß sie ebenfalls in den magischen Durchgang.

    Arganzou, der Selkath ein ganzes Stück entgegengekommen war, fuhr herum und hechtete in großen Schritten zum Tor. Doch Selkath erwachte nun aus seiner Verwunderung und begriff schnell. Er zischte etwas und auch die anderen Sethrak setzten sich nun in Bewegung. Aradil, der noch immer unbewaffnet war, fluchte und trieb einem der Angreifer den panzerbewehrten Handschuh ins Gesicht, dem anderen einen Stiefel in den Magen und noch einem tänzelte er geschickt aus dem Weg, sodass der Sethrak schreiend in den Canyon stürzte. Arganzou war nun fast da, als Selkath einen Blitz auf Aradil abfeuerte. Knisternd traf das Geschoss in Aradils Brust und der Elf ging in die Knie. Das schattenhafte Tor flackerte an seinen Rändern und begann dann zu schrumpfen.

    „Aradil! Das Tor!“, rief Arganzou.

    Aradil stemmte sich hoch und das Glühen in seinen Augen nahm erneut zu. Schwadenhaft stieg bläuliche Energie in Schüben aus seinen Augenhöhlen und das Tor gewann an Kontur zurück.

    Selkath schrie: „Glaubt ja nicht, ich lasse euch entkommen!“ Ruckartig schleuderte er seinen Speer auf Aradil. Dieser beugte ehrerbietig das Haupt, schloss die Augen und in einem kurzen Anflug von Erleichterung nahm Aradil das Schicksal seines Todes an. Für einen Moment war er froh, endlich aus diesem Schwebezustand zwischen Leben und Tod befreit worden zu sein. Doch der erwartete Einschlag blieb aus. Eine Sekunde verging. Dann eine zweite und eine dritte.

    Erst jetzt öffnete er die Augen und blickte in das Gesicht Arganzous, das seinem nun ganz nah war. Er spürte den schnaubenden Atem des Orcs im Gesicht, dessen Gesicht, von Falten übersät, mit einem Mal um einhundert Jahre gealtert zu sein schien.

    „Geh, Junge. Man braucht dich noch in der Welt der Lebenden.“, brummte er. Dann packten Arganzous massive Hände Aradils Schultern und stießen ihn schwungvoll vom Felsrand und in den das Tor. Während Aradil stürzte, fiel sein Blick ein letztes Mal auf den alten Orc, dem der kristallene Speer Selkaths im Rücken steckte. Er hatte sich tief durch seinen Leib gebohrt und war auf der anderen Seite auf Bauchhöhe wieder herausgetreten. Arganzou und auch Aradil wussten, dass die Wunde tödlich war und ohne einen entsprechenden Heiler keine Aussicht auf Hoffnung bestand. Varthas, der sich auf Heilung verstand, war nicht mehr und weder Jiastanna, noch Aurelia oder er selbst waren in der Lage dazu, solch eine Wunde zu verheilen. Und dort, wo er sie hinführte, gab es ebenfalls niemanden, der sich auf die Heilung verstand. Nein, dort, in der Nekropole der Todesritter erwartete den Orc lediglich dasselbe Schicksal, das Aradil drohte und niemandem wünschte: Ein Leben ohne Leben.

    Ohne weitere Vorkommnisse erreichten sie schließlich den Eingang des Tempels und durchschritten die Katakomben des schier unendlichen Tiefenreichs, das die Sethrak zu Hunderten bevölkerten. Auf die Frage, ob die Sethrak die Kavernen angelegt hätten oder es sich um ein natürliches Gewölbe handele, konnte Varthas keine Antwort geben.

    „Wir waren schon hier, solange ich denken kann.“, sagte er knapp, während er vorsichtig um die nächste Ecke schaute. In den Höhlen hatte er die Führung übernommen. Arganzou und Aradil bildeten die Nachhut.

    „Sethraliss weilt schon immer in diesem Tempel. Selbst als die Zandalari noch Seite an Seite mit den Sethrak zu ihr beteten und ihre Anhänger zahlreich waren. Ihre Weisheit und ihre Aufopferungsbereitschaft für die Sterblichen ist ohne Gleichen.“, säuselte Varthas mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, auch wenn Jiastanna Schwierigkeiten hatte, diesen an seiner Mimik zu begründen. Sie glaubte vielmehr ein Funkeln in den Augen auszumachen. Einen Ausdruck, den sich schon bei treuen Lichtgläubigen und fanatischen Anhängern des Schattenhammers gesehen hatte. Auch die Blutritter trugen zu Weilen das Funkeln und auch sie selbst kannte es von sich. Kurz schweiften ihre Gedanken zu Kael'thas ab und sie fragte sich, ob seine Seele Frieden gefunden haben mochte.

    „Die nächste Kammer ist es.“ , raunte zischte Varthas.

    Eine halbrunde Kammer öffnete sich vor ihnen. Fahles Licht drang durch Risse in der Oberfläche der steinernen Decke und flutete den Höhlenkomplex aus, der sich weit verzweigt hinter der Kammer öffnete. Varthas zog ein kristallenes, mintgrünes Objekt aus seiner Tasche und platzierte es sorgfältig vor einem Sockel, der in der Mitte des Raumes aufragte. Dann schloss er die Augen und verblieb für einen Augenblick ohne Regung.

    Andächtige Stille legte sich über die Anwesenden, nicht einmal Arganzou schnaubte und er hatte die vergangene Stunde damit verbracht, dies oft zu tun, um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen.

    Als Varthas fertig zu sein schien, drehte er sich zu Jiastanna um.

    „Ich danke euch.“, sagte er aufrichtig. „Die Loa sind auf uns angewiesen und wir auf sie. Ohne uns, ist Sethraliss einsam und verlassen. Wir dürfen ihr Opfer nicht vergessen.“

    „Es freut mich, dass ihr zufrieden seid, Varthas.“ Jiastanna legte ihm eine Hand auf die Schulter.

    „Zeigt mir nun euren Stab.“, züngelte er.

    Jiastanna langte an ihren Rucksack und zog ein Bündel heraus, welches sie ihm reichte. Varthas begann sogleich damit, das Bündel zu entpacken und einen Haufen von Bruchteilen hervorzuholen, darunter Splitter eines rosafarbenen Apexiskristalls und Splitter von knorrigem Holz aus Nordrassils Trieben. Vorsichtig drehte er die Teile hin und her, dann legte er sie vor sich aus und begann sie mit blitzenden Funken aus seinen Klauen zu bearbeiten.

    „Es wird einen Augenblick brauchen und ich vermag ihm nicht seine ursprüngliche Gestalt zurückzugeben.“, sagte er schließlich. „Aber ich kann retten, was in den Resten noch an Energie verborgen ist.“

    „Was immer ihr tut, beeilt euch.“, raunte Arganzou skeptisch. Der Orc war zunehmend nervös geworden und bei jedem Geräusch riss er augenblicklich den Kopf herum.

    Es vergingen ein paar Minuten, in denen Varthas aus Sand, Stein und Splittern schließlich einen Unterarm-großen Stab geformt hatte, an dessen Spitze der Apexiskristall schwach pulsierte.Schließlich legte er ihn neben die Gaben der Sethraliss, die er dort zuvor platziert hatte und sprach in einer für Jiastanna fremden Sprache. Dann reichte er ihr den Zauberstab.

    „Ich habe mein Möglichstes getan.“, erklärte er ohne Emotion.

    Jiastanna drehte den Stab hin und her, zog ein paar Spuren mit ihm in der Luft und wagte es schließlich, ein wenig arkane Magie durch ihn zu jagen. Sofort vibrierte der Kristall heftig und ein grüner Blitz jagte aus seiner Spitze in den steinernen Boden, wo er einen rußigen Fleck hinterließ.

    „Ich danke euch vielmals.“, sagte Jiastanna und lächelte dankbar. Sie wollte gerade zu einem weiteren Dankeswort ansetzen, als Arganzou sie unterbrach.

    „Höflichkeiten können warten. Wir sollten jetzt gehen!“, murrte er und deutete auf den Gang, aus dem sie gekommen waren.

    Aurelia und Aradil, die während des Rituals verteilt im Raum auf jeden Schatten geachtet hatten, pflichteten dem Orc bei. „Etwas geht da draußen vor. Man kann es durch die Tunnel hören.“, flüsterte Aradil und zog den schartigen, schwarzen Zweihänder aus seinem Rückengurt.

    „Gibt es einen versteckten Ausgang?“, fragte Aurelia Varthas und kontrollierte die Schnüre an ihren Handschuhen. Dieser verneinte und deutete auf den Weg, von dem sie gekommen waren.

    „Dann haben wir vermutlich ein Problem.“, grunzte Arganzou und zog seine Äxte. Aus dem Gang klang das Geräusch von ein paar klauenbewerter Füße, die ein klackerndes Geräusch erzeugten.

    „Ich schätze, vier oder fünf Sethrak.“

    Die Truppe bewaffneter Anhänger Kortheks kam im Laufschritt um die Ecke. Aradil und Arganzou, die sich je links und rechts vom Eingang positioniert hatten, fackelten nicht lange.

    Dem ersten Sethrak trieb Arganzou die linke Axt in den Wanst, um ihm mit der rechten in einer drehenden Bewegung den Kopf von den Schultern zu trennen. Gleichzeitig spaltete Aradil den zweiten Sethrak der Länge nach. Dem dritten jagte Jiastanna eine Eislanze zwischen die Fangzähne. In einem Augenblick fielen drei der vier Ungläubigen ohne einen Ton von sich geben zu können.

    Der vierte Sethrak stutzte und blinzelte irritiert, unsicher, ob was er da gerade erlebt hatte. Der Moment des Zögerns reichte jedoch, dass Aurelia zwischen dem Orc und dem Blutelfen hindurchhuschte und sich in einer drehenden Bewegung um den Hals des Angreifers wand. Mit einem lauten Knacken brachen die Halswirbel des Schlangenwesens. Dann sackte der Körper leblos zusammen.

    „Los jetzt.“ raunte Arganzou und die Gruppe eilte an den Leichen vorbei in die Dunkelheit der Gänge. Dank Varthas' gutem Gespür und seiner exzellenten Ortskenntnis, entgingen sie den meisten Patrouillen und denen, den sie begegneten, machten sie ebenso schnell den Gar aus, wie der ersten.

    Erst als sie sich dem Ausgang näherten, nahm die Präsenz der Sethrak derartig zu, dass sie sich außer Stande sahen, ungesehen aus dem Tempel zu schleichen. Von einer Anhöhe heraus, betrachtete die Gruppe einen mit Truppen gefüllten Raum, an dessen Ende sie bereits das Tageslicht erkennen konnten.

    „Jetzt gilt es.“, sagte Arganzou und stürmte mit einem orcischen Kampfschrei von der steinernen Empore hinab. Aradil und Aurelia folgten ihm, doch der Eindruck, den der wütende Orc hinterließ war so immens, dass die meisten Angreifer keine Notiz von ihnen nahmen. Arganzous Äxte blitzen und blinkten, während er sich durch die Angreifer schlug. Links und rechts donnerten Blitze und glühende Magmabrocken durch den Raum, während der Schamane sich eine Schneise durch die Menge bahnte. Diejenigen, die ihm ausweichen konnten, trafen Aradils Schwert und Aurelias Tritte. Jiastanna und Varthas folgten und hielten den drei Nahkämpfern den Rücken frei. Sie waren schon halb durch den Raum gelangt, als aus allen Ecken und Enden der Höhle immer mehr Ungläubige hervorgekrochen kamen.

    Arganzou hatte bereits einen großen Teil der Sethrak zwischen ihnen und dem Ausgang erledigt, als die Menge der Angreifer für Jiastanna und Varthas zu groß wurde. Drei sprintende Ungläubige hatten sich von der Seite genähert und sich zu gleichen Teilen auf Jiastanna gestürzt. In einem Reflex jagte Jiastanna einem der Sethrak einen Frostbolzen in den Rachen, den zweiten konnte Varthas einen Hieb mit seinem Stab zufügen. Der dritte jedoch krallte sich in ihre Robe und versuchte sie herumzureißen. Als Aradil die Situation erkannte, schleuderte er seinen Bihänder mit voller Wucht und riss den Sethrak durch die schiere Wucht zu Boden. Jiastannas Robe hing zwar in Fetzen, doch sie war frei. Das Manöver hatte anderen Ungläubigen jedoch genug Zeit verschafft, um die Gruppe einzuholen. Einer der Verfolger bekam Varthas Schwanz zu packen und riss ihn zurück. Sofort stürzten sich 4 weitere auf ihn und begruben den Sethraliss-Anhänger unter sich. Jiastanna konnte nur noch sehen, wie seine Hand aus einem Berg sich windender Schlangenleiber herauslugte, dann war von ihm nichts mehr zu sehen. Sie biss sich auf die Lippe, fuhr herum, zog eine der übrigen fünf Schriftrollen hervor, die an ihrem Bein befestigt waren, und löste den auf Papier gebundenen Zauber. Unter dem Sethrak-Haufen leuchtete ein grüner Zirkel auf, dann folgte ein Ton wie von einer großen Glocke. Kurz wandten sich auch die anderen der Gruppe herum, um den Ursprung des rätselhaften Tons zu finden, ehe eine gewaltige Flammensäule die Höhle in tiefrotes Leuchten hüllte. Die Verfolger schrien kreischend auf. Brennende Körper fielen über- und durcheinander. Die Explosion hatte die Angreifer in Gänze zerstreut und eine Barriere zwischen Ihnen geschaffen. Arganzou knurrte, dann verfiel er wieder in einen Trab zurück und erreichte den Höhlenausgang. Aurelia und Aradil folgten ihm und schließlich erreichte Jiastanna ebenso das Ende der Höhle.

    Es dauerte eine Weile, bis Aurelia wieder bei Bewusstsein war. Nach einer weiteren Tirade allerlei Flüche und Verwünschungen, wüsten Beleidigungen und Morddrohungen gegen die Anwesenden, hatte sie sich beruhigt und saß nun auf dem Stein, auf dem zuvor Arganzou gesessen hatte. Der stand wiederum etwas abseits und hatte die Hände auf die Axtgriffe gelegt, die an seinem Gürtel baumelten.

    Aurelia hielt sich die Hände an die Schläfen und stöhnte. „Macht das nie wieder. Beim Licht, mir dreht sich immer noch der Magen um. Wann hört das denn auf?“

    Jiastanna kicherte mädchenhaft. „Je nachdem, manche brauchen ein paar Minuten, andere ein paar Stunden, je nach Distanz.“

    Aurelia hatte Jiastannas Turban um den Oberkörper gebunden, um nicht gänzlich unbekleidet der Sonne ausgesetzt zu sein. Um die Hüfte hatte sie ein Handtuch geschlungen, das mittlerweile knochentrocken geworden war.

    „Und wenn ihr das nochmal tut, dann warnt mich vor. Ist mir egal wie… habt ihr wenigstens an Bekleidung gedacht? Ich möchte in diesem Aufzug nicht dem nächsten Sandtroll begegnen. Wer weiß, was der sich denkt.“, sie schüttelte sich bei dem Gedanken daran, was ein wütender Sandtroll mit einer halbnackten Frau mitten in der Wildnis alles zu tun vermochte.

    Jiastanna deutete auf ein Kamel, das einige Meter entfernt blökte. „Unsere Ausrüstung. Bedient euch, ihr werdet sicherlich etwas in eurer Größe finden.“

    Einige Minuten später zog die junge Frau die letzten Lederriemen fest. Sie hatte eine einfache Rüstung aus gegerbtem Kodoleder angelegt und ein paar lamellenartige Schulterpolster aus leichtem, gebogenen Holz aufgezogen, die mit roten Schnüren zusammengewickelt waren. Stiefel und Hose, ebenfalls aus Leder, lagen eng an und betonten ihre Figur.

    „Nicht perfekt, aber zweckdienlich. Wo habt ihr den Kram her? Das sieht nach solider Arbeit aus.“

    Abermals kicherte Jiastanna. „Wollt ihr das wirklich wissen?“, fragte sie und hob gekünstelt eine Augenbraue.

    Aurelia verzog das Gesicht, als sie ein dickes, langes Haar aus einer Lasche zog. „Lieber nicht.“, antwortete sie leicht angewidert.

    Arganzou, der die meiste Zeit düster dreinblickend geschwiegen hatte, verschränkte die Arme vor der Brust. „Sind das nun genug der unnötigen Spielereien? Wir haben etwas zu erledigen, Jia.“ Varthas nickte zustimmend. „Wir sollten aufbrechen, sonst erreichen wir den Tempel nicht bis zur Nacht. Und ich will euch dazu nicht raten. Kortheks Streitkräfte sind des Tages aktiver.“

    Es bedurfte keiner weiteren Worte, um Jiastanna davon zu überzeugen, dass sie schon zu viel Zeit vergeudet hatten, auch wenn das weder ihre, noch Aurelias schuld gewesen war. Die Gruppe verlud das wenige Gepäck wieder auf ihrem Kamel, ehe sie sich auf gen Norden machte. Während sie durch die Dünen wanderten, erklärte Jiastanna der Wächterin aus Sturmwind von ihren Plänen und Zielen. Geduldig hörte diese zu, fragte hier und da nach Einzelheiten. Nach einer Stunde, die Wüste war spitzen Gesteinsformationen gewichen, öffnete sich schließlich eine breite Schlucht vor ihnen und gab die Sicht auf den Tempel der Sethraliss frei, der darüber thronte.

    „Wir sind da.“, zischte Varthas und deutete mit einem seiner spitzen Finger auf den riesigen Schlangenkopf, der den Eingang zum Tempel markierte. „Ab jetzt müssen wir vorsichtig sein. Kortheks Ungläubige bevölkern immer noch die Schlucht. Aber die Vulpera haben einen schmalen Pfad durch die Berge ausgemacht. Wenn wir ihm folgen, dann sollten wir unbemerkt über ihren Köpfen auf die andere Seite der Schlucht gelangen.“

    Arganzou schaute sich stirnrunzelnd um. „Ich gehe voraus. Ohne Licht könnten wir abstürzen, aber ich spüre den Fels auch so. Wenn wir eine Kette bilden, wird es gelingen.“ Dann schaute er kritisch auf Aurelia. „Aber die geht nicht hinter mir! Varthas, ihr könnt hinter mir gehen.“

    Aurelia hob achselzuckend die Hände und stellte sich hinter Jiastanna. Aradil bildete den Schluss und so machten sie sich in die Berge, nachdem sie die Fackeln gelöscht hatten.

    Interludium 3 - Sand und Schatten (nach BfA)

    „Ich weiß wirklich nicht, wie uns das helfen soll.“, zischte Varthas und seine gespaltene Zunge schnellte hervor. Mit Ausnahme der aus der Stimme sprechenden Skepsis, konnte Jiastanna keinerlei Spiel in dem Gesicht des Sethrak erkennen.

    „Ich auch nicht.“, grunzte Arganzou. Der gealterte Orc saß auf einem großen schwarzen Felsbrocken und stützte sich auf sein Knie. Die beiden Streitäxte, die er für gewöhnlich bei sich trug, hatte er abgelegt. Das polierte Metall der Klingen glänzte in der sengenden Sonne der Wüste.

    Jiastanna seufzte. „Ich habe es doch schon einmal deutlich erklärt, Varthas… Von Arganzou habe ich keine andere Reaktion erwartet. Aber von euch schon. Wir sind zu wenige, um uns den Weg zum Tempel zu bahnen. Korthek mag tot sein, aber in den Höhlen warten abertausende seiner ungläubigen Anhänger. Wir sind nur zu viert. Und meine Bekannte wird uns eine wirklich nützliche Hilfe sein.“

    Varthas Gesicht ließ erneut keine Regung erkennen. Seine dritten, transparenten Augenlider schoben sich über die geschlitzten Augen.

    „Dann bräuchten wir eine Armee. Was nützt uns eine Person.“

    Jiastanna ließ die Schultern hängen. „Wir haben aber keine Armee. Ihr würdet mir doch wenigstens zustimmen, dass eine Person mehr besser ist, als eine weniger, oder?“

    Varthas schwieg einen Augenblick. Dann züngelte er. „Dagegen ist nichts einzuwenden.“

    Arganzou stampfte in den Wüstensand. „Ich bin dagegen Jia. Könnt ihr nicht jemanden aus der Garde anfragen? Ich traue dieser Frau nicht. Kein Stück.“

    „Ihr habt doch nur Vorbehalte, weil sie ein Mensch ist. Ihr kennt sie doch gar nicht.“, erwiderte Jiastanna entschlossen und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ihr werdet altersstur.“

    Arganzou schnaubte verächtlich, sagte aber nichts weiter.

    „Darf ich das dann als Einverständnis verstehen. Was meinst du, Bruder?“

    Aradil saß etwas abseits im Wüstensand. Die dunklen, zerschlissenen Platten seiner Rüstung knirschten, als er sich umdrehte und die drei ansah. In seinem Blick lag Kälte und sein Ausdruck war abgestumpft. „Wie ihr meint. Horde, Allianz…was macht da noch den Unterschied.“

    „Die verdammten Nachtelfen tun es. Und vergesst nicht den Wolf von Gilneas und seine Schergen.“, warf Arganzou in die Runde.

    Varthas blickt wanderte zwischen Jiastanna und Arganzou hin und her. Über ihnen zog ein Geier seine Kreise und kreischte liederlich. Eine kleine Eidechse flitzte über den Sand und hinterließ eine Spur von winzigen Wellen.

    „Verdammt noch eins!“ Jiastanna schleuderte ihren Rucksack in den Wüstensand. „Mir reicht es mit euch. Mit euch allen! Arganzou, ihr seid ein alter, sturer Schwachkopf. Und ihr, Varthas, solltet mir lieber beipflichten. Wir tun das hier auch für euch! Und du, Aradil…“, sie stockte einen Moment. „Hör endlich auf, dich selbst zu bemitleiden, sonst endest du wie Sylvanas!“

    Alle schwiegen.

    Dann setzte sie erneut an.

    „Arganzou, wir können die Garde nicht anfragen. Ihr wisst genau warum.“

    In der Tat wusste der Orc Bescheid. Außer Varthas wussten sie alle Bescheid. Nach dem Mak’gora vor den Toren Orgrimmars hatten Thrall, Anduin und Zekhan den Leichnam Saurfangs in die Stadt getragen und aufgebahrt. Sylvanas war verschwunden und mit ihr die Loyalisten. Die Garde war kopflos zurückgeblieben. Manche waren mit Sylvanas geflohen, andere saßen für ihre Loyalität ein. Ein großer Teil hatte sich von Sylvanas jedoch offiziell losgesagt. Noch trug die Garde ihren Namen, aber ihre Existenz stand auf dem Spiel. Mildernd spielte der Garde in die Hände, dass außerhalb der Führungsriege praktisch niemand in Sylvanas‘ Pläne eingeweiht war. Die meisten wussten immer noch nicht, was eigentlich geschehen war und manchmal schienen es nicht einmal Sylvanas‘ direkte Untergebene zu wissen. In der Folge war die Garde mit Umbauarbeiten beschäftigt. Verlorene Mitstreiter mussten ersetzt werden und man hatte sich allenthalben vor diversen Gremien zu rechtfertigen. Nein, die Garde war nicht einsatzfähig und praktisch mittellos. Die verbliebenen Ressourcen nutzte man, um Wiedergutmachungen und Reparationen zu leisten, um sich das verlorene Prestige zurückzuerarbeiten.

    „Wenn ihr also keinen besseren Vorschlag habt, dann haltet jetzt euren Rand. Ich bin es wirklich leid. Wir sitzen nun seit gut zwei Stunden mitten in der Wüste und kommen keinen Meter vorwärts.“

    In Arganzous Haltung deutete sich Widerstand an. Er holte bereits Luft, doch Jiastannas zorniger Blick gab ihm zu verstehen, dass er besser tat, was sie gesagt hatte.

    „Sehe ich das richtig, dass niemand mehr einen Einwand zu verkünden hat? Nein? Gut.“ Jiastanna zog den weißen Turban, den sie gegen die Sonne trug, vom Kopf und ließ ihn in den Sand fallen. Das zuvor aschgraue Haar hatte sie rot eingefärbt und zu einem Knoten gebunden, den sie jetzt löste.

    Mit ausgestreckten Armen formte sie ein paar Zeichen in die Luft. In fließender Bewegung folgten violette Spuren ihren Fingern und hinterließen glimmende Zeichen potenter arkaner Magie zurück. Die Luft, ohnehin angefüllt von der Hitze, begann immer mehr zu verschwimmen. In einem letzten Kraftakt vollendete Jiastanna das magische Ritual und trieb zum Abschluss die Faust in den Wüstenboden vor sich. Eine Explosion löste sich aus dem Sand und schleuderte eine gelbe Fontäne drei Meter in Luft. Als der Sand sich rieselnd legte, saß inmitten der Fontäne die schwarzhaarige Aurelia, spärlich bekleidet und mit einem tropfenden Schwamm in der Hand, der sogleich ob der Hitze auszutrocknen begann.

    Aurelia fluchte und warf den Kopf hin und her. „Oppendorf! Wenn das wieder eine eurer Illusionen ist, ich schwöre euch, ihr werdet meine Faust in den…“, dann verstummte sie, lief grün an und übergab sich auf den Wüstensand. Ein Geier krächzte verstimmt, ehe sie in Ohnmacht fiel.

    Interludium 2 - Hinter Sturmwinder Gardinen (Während BfA)

    Jiastanna pulte ein paar Stücke Moos aus der Wand und betrachtete das feuchte Grün mit trüben Augen. Seit ungefähr zwei Monaten hing sie nun in dem dunklen Kerker fest, den man in Sturmwind einfach nur „Verlies“ nannte. Die Lumpen, die man ihr gelassen hatte, waren kratzig und voller Löcher. Doch wenigstens war es Sommer und hier und da wehte eine warme Brise durch die Zellen, sodass sie nicht fror. Abgeschnitten von jeder magischen Quelle hätte sie eigentlich längst einschrumpeln müssen, wie eine Traube in der prallen Sonne von Tanaris. Doch glücklicherweise war das dilettantische antimagische Feld, das Magier von Sturmwind über das Verlies gelegt hatten, so offen gestrickt, dass es ihr gelungen war, jenes Feld selbst anzuzapfen und ihm fortwährend kleine Menge Mana zu entziehen und sich damit über Wasser zu halten. Freilich war das arkane Mana des Feldes von entschieden anderer Natur als die Teufelsmagie des Nethers, den sie sonst anzuzapfen pflegte, so, wie Illidan es die Blutelfen eins gelehrt hatte. Doch diese unfreiwillige Kur war weniger schlimm, als sie zunächst angenommen hatte. Täglich bekam sie etwas Essen und Wasser. Sie hatte eine Pritsche, auf der sie schlief und die Ratten und das restliche Ungeziefer plagte lieber andere, weniger hygienische Gefangene. Manchmal war es draußen, in der Wildnis, schlimmer gewesen.

    „Euer Essen, Sonnengleiter.“, murrte eine Jiastanna mittlerweile gut bekannte Stimme. Es war eine junge Frau mit dem Namen Aurelia. Sie hatte schwarze Haare, die ihr bis zum Nacken reichten und die sie sich verspielt von der Stirn her über beiden Ohren verlaufend am Hinterkopf verflochten hatte. Für einen Menschen war sie durchaus schön, dachte Jiastanna, während sie ihr Essen entgegen nahm. Aurelia war schlank und hatte eine schöne Taille, doch ihr Gesicht war es, was ihr einen unschuldigen Zug verlieh. Klare, blaue Augen, eine feine Stupsnase und vollen Lippen zierten ein leicht rundliches Gesicht. Ihre Augen waren leicht schmaler, als die der üblichen Sturmwinder und erinnerte Jiastanna eher an eine Gruppe Menschen, die westwärts Westfalls auf ein paar Inseln im Ozean beheimatet war, die sich näher an Zandalar und Pandaria befanden, denn an den östlichen Königreichen.

    Schweigend hatte Jiastanna ihr Essen zu sich genommen, als Aurelia erneut an ihrer Zelle stehen blieb.

    „Aurelia, ihr werdet mir doch wohl hoffentlich sagen, dass ich endlich gehen kann, oder?“

    „Träumt weiter. Glaubt ihr ernsthaft, auch nur ein Mitglied eurer Horde verlässt diese Räumlichkeiten, nachdem was ihr getan habt?“

    Jiastanna wusste genau, worauf Aurelia anspielte. „Der Brand Teldrassils, die Ermordung Calia Menethils und anderer Unschuldiger, die Verseuchung Unterstadts, der offene Krieg im Arathi-Hochland... die Liste ließe sich fortführen.“, erwiderte sie. Und erneut fragte sich Jiastanna, warum sie eigentlich Teil jener Horde war, die seit Thralls Abtreten immer wieder als Aggressor aufgetreten war. „Was wollt ihr dann von mir?“

    „Nun, wenn es nach mir ginge, dann würdet ihr hier drinnen vermutlich verrotten, aber da unser König ein gütigerer Mann ist, als ihr es verdient, ist euch Besuch gestattet worden.“, sagte Aurelia und schaute dabei etwas bitter drein.

    „Besuch? Wer sollte mich besuchen? Außer euch natürlich.“

    „Vorsicht. Mir gefällt euer Tonfall nicht. Nicht, dass ich es mir anders überlege und euch noch ein paar Untote Spießgesellen mit in die Zelle sperre. Wie ich hörte, habt ihr Elfen feine Nasen und diese Burschen wiederum einen gar wunderbaren Odor.“

    „Erbarmt euch, großherziger Aurelia. Nicht, dass mir die schöne Nase abfällt.“, flehte Jiastanna gespielt und warf sich auf die Knie.

    Aurelia kicherte und öffnete dann knarrend ihre Zellentür. Dann trat sie selbst ein und schloß die Tür hinter sich erneut.

    Verdutzt blieb Jiastanna auf ihren Knien und blickte die Wärterin an. „Wo ist nun mein Besuch?“

    Aurelia lachte herzlich. „Stet vor euch. In Fleisch und Blut.“

    Nun war es Jiastanna, die herzlich lachte.

    „Verzeiht, dass ich keine Süßspeise mitgebracht habe, aber die Regeln verbieten es, Gefangenen mehr als die ihnen zugewiesene Ration zu geben. Ihr werdet euch also mit eurem Brot begnügen müssen.“

    Jiastanna setzte sich auf ihre Pritsche und legte die Beine übereinander. Dann hob sie die leeren Hände und schnippste einen Krümel von ihrem braunen Leinenlumpen. „Ist nichts mehr da. Tut mir Leid, dass ich eine miese Gastgeberin bin. Ich kann euch nicht einmal einen Tee anbieten.“

    „Keine Sorge, ich bin gut versorgt.“, sagte Aurelia und deutete auf eine Feldflasche, die an ihrem Gürtel hing.

    „Nun aber genug der Scherze. Ihr wisst, warum ich hier bin.“

    Jiastanna nickte. „Und ihr wisst genau, dass das großmütige Angebot König Wrynns von mir von Beginn an ausgeschlagen wurde. Ihr werdet auch heute kein Glück haben. Ich kann euch keine Informationen liefern, weder zu Sylvanas' Plänen, noch zu einem ihrer Untergebenen. Ersten lässt sich uns von der Garde genauso im Dunklen und zweitens begehe ich keinen Verrat. Auch wenn ich ihre Taten ablehne und verabscheue, ich kann und werde euch nichts verraten.“

    Aurelia zögerte einen Moment. Dann lehnte sie sich an die Zellentür und ließ sich daran herabsinken, ehe sie in der Hocke vor der Tür verharrte. Schließlich richteten sich ihre durchdringenden Augen auf Jiastanna.

    „Jiastanna, wir treiben dieses Spiel nun seit genau zwei Monaten, drei Wochen und fünf Tagen. Ich weiß, dass ihr etwas wisst. Ihr gehört zur Garde. Als müsst ihr etwas wissen, was von Wert ist. Ich verlange doch gar nicht mehr. Gebt mir irgendwas. Nennt mir von mir aus eine Lieferroute durch das Eschental. Oder nur die Namen von Sylvanas' Vertrauten.“

    „Sie hat keine Vertrauten und die Routen kenne ich nicht.“, erwiderte Jiastanna.

    Aurelia seufzte. „Hört mal, wir haben in diesen Zellen allerlei Mitglieder der Horde. Saurfang hockt nur drei Zellen weiter und starrt sein Bett zu Tode. Himmel, wir haben die Prinzessin von Zandalar und ihren brabbelnden Propheten in der Zelle gegenüber. Und einmal abgesehen von Saurfang, der in ungefähr so gesprächig ist, wie die Gitterstäbe hier, wäre jeder Gefangene äußerst neidisch auf das Angebot, das ich euch mache. Jiastanna, denkt nochmal nach. Ich weiß, ich seid keine schlechte Person. Ich bin nicht so blind und fanatisch, wie viele andere meiner Kolleginnen und Kollegen hier im Verlies. Ich bin auch kein Rassist, wie dieser elende Großmarschall, der euch aus der Allianz getrieben hat. Ich möchte euch wirklich helfen. Ich mag euch. Ehrlich. Aber ihr macht es mir wirklich nicht leicht.“, sagte Aurelia und strich sich eine Strähne ihres dicken, schwarzen Haares aus dem Gesicht. So gleich wippte die Strähne zurück.

    „Aurelia, ich weiß es wirklich zu schätzen, was ihr für mich tut. Aber versteht bitte meine Prinzipien. Ihr tätet dasselbe, wenn ihr in meiner Position wärt.“

    „Da wäre ich mir nicht so sicher...“, sagte sie stirnrunzelnd. Ihre Antwort kam so schnell und überzeugend, dass Jiastanna ihr die Aussage durchaus abnahm. Vielleicht hatte die junge Frau nicht Unrecht.

    Jiastanna wollte gerade zu einer erneuten Erwiderung ansetzen, als ein lauter Knall die Wände der Zelle erzittern ließen. Aurelia wurde vom Schock umgeworfen und fiel aus der Hocke nach vorne und blieb vor der Blutelfe liegen. Irritiert sprang Jiastanna auf und blickte zur Zellentür, die aufgesprungen war. Draußen herrschte wildes Treiben. Eine Gruppe Wachmagier rannte an der Zelle vorbei, irgendwo brüllten Wachen Befehle. Aurelia stöhnte und hielt sich den Kopf, während sie sich langsam auf die Knie stemmte. „Was zum...“, murmelte sie benommen.

    Für einen Augenblick blitzten der Schlüsselbund an Aurelias Gürtel auf und Jiastanna reckte unwillkürlich die Hand danach aus. Doch dann zögerte sie. Aurelia erhob sich langsam und bemerkte Jiastannas Blick und auch, worauf dieser gerichtet war. Ein Anflug von Trauer lag in ihrem Blick, als sie bemerkte, was Jiastanna wohl für einen Moment zu tun gedacht hatte.

    „Ich mache euch keinen Vorwurf. Wie ihr sagtet: ´Ich täte dasselbe, wenn ihr in meiner Position wärt.`“

    „Aurelia, ich...“, Jiastanna wollte etwas sagen, doch ihr fiel nichts ein, was angemessen gewesen wäre. Dann deutete sie zur Zellentür.

    „Ich glaube, ihr werdet dort draußen gebraucht.“

    Aurelia schaute zur Zellentür, dann nickte sie und öffnete die Zelle. Sie machte ein paar Schritte aus der Zelle und auf den Gang hinaus, ehe sie über die Schulter zurückblickte. Sie schloss die Zellentür, drehte den Schlüssel und nickte ihr zu, ehe sie im Laufschritt verschwand.

    Für einen Moment bereute Jiastanna, dass sie Aurelia nicht übermannt und sich aus dem Staub gemacht hatte. Sie trat an die Gitterstäbe ihrer Tür und blickte in die Finsternis des Ganges. Irgendwo weiter draußen tobte das Chaos in den Straßen Sturmwinds. Seuzfend ließ sich Jiastanna auf die Pritsche nieder und starrte an die Decke ihrer Zelle. Dann bemerkte sie, dass etwas anders war, als sonst. Das Kribbeln des antimagischen Feldes, das sonst stets auf ihrer Haut prickelte, war verschwunden!

    Jiastanna richtete sich augenblicklich auf und hob den Zeigefinger. Mit ein wenig Konzentration entfachte sich eine kleine Flamme auf ihrer Fingerspitze. Da war es. Das vertraute Gefühl von Mana, geordnet zu einem Feuer. Jetzt oder nie, dachte die Blutelfe...

    Als Aurelia wenig später zur Zelle zurückkehrte, fand sie diese leer vor. Sie lächelte, als sie den Schlüsselbund aus dem Schlüsselloch der Zellentür zog, den sie dort hatte stecken lassen.

    Interludium - Ruinen einer Existenz (Vor BfA)

    Ohne Unterlass tropft der Regen des Nachthimmels auf das steinerne Pflaster Lordaerons. Den Mantel tief ins Gesicht gezogen, zog Jiastanna an den Mauerresten des einstigen Königsreiches vorbei. Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten unter der Kapuze hervor, die silbernen Intarsien ihrer roten Robe blitzten hier und da im Licht einer brennenden Fackel. Außer dem steten Geräusch des Regens und dem leisen Zischen der in den Fackeln vergehenden Regentropfen war es still. Aus einem Gefühl der Ungewissheit heraus, hüllte Jiastanna sich tiefer in ihren Mantel und zeichnete ein feines, blau leuchtendes Zeichen mit ihrem Zeige- und Ringfinger in die Luft. Flimmernd hüllten sie feine Eiskristalle ein. Ein Blick in den Himmel offenbarte der Blutelfe, dass der Regen nicht bald aufhören würde. Als sie den nächsten Torbogen passierte, richteten sich vier gelbe Punkte aus der Dunkelheit auf sie. Rasselnd brummte eine tiefe Stiefe: „Wer da?“

    Jiastanna erkannte die beiden untoten Wachposten früh genug, um sich nicht zu erschrecken. Bewegungslos und ohne Atemgeräusche waren die Untoten die perfekten Attentäter, dachte sie.

    „Nur eine Magierin aus Dalaran. Ich bin auf der Suche nach Unterschlupf vor dem Regen.“, sagte sie deutlich, aber bedacht darauf, einen gewissen Höflichkeitston zu achten.

    „Reichlich spät...“, murrte der linke Wachposten und stieß das untere Ende seines Speeres auf das Pflaster. Ein lautes Klirren löste sich aus der Bewegung, dann begannen Ketten zu rattern und langsam löste sich die Zugbrücke zum Eingang in die einstige Thronhalle der Familie Menethil.

    Einen Augenblick überlegte Jiastanna an einer Antwort, dann beließ sie es bei einem Nicken und betrat die massive Holzbrücke. Unter ihren Füßen brodelte zäher Schleim in einem Kanal vor sich hin. Die Blutelfe hatte Lordaeron, oder was davon übrig war, stets gemieden. Was die Untoten aus der Stadt gemacht hatten, widersprach jeder Ästhetik, besonders wenn man die Wunder Silbermonds oder Dalarans damit verglich. Jiastanna schüttelte den Kopf, dann betrat sie den Thronsaal und bestieg einen der Aufzüge, die sie in das unterirdische Refugium Unterstadts bringen würde. Die feuchte Luft der ehemaligen Kanalisation, die sich unter dem einstigen Königreich verborgen hatte, roch nach Schimmel und Moosen. Gleichsam war die Luft dick und zäh, als könne man sie mit der bloßen Hand durchtrennen. Die Blutelfe durchschritt ein paar steinerne Bögen und Schächte. Hier da und kamen ihr ein paar Goblins entgegen, die es offenkundig eilig hatten. Dann und wann zog auch ein Orc an ihr vorüber. Mit breiten Schultern stapften sie an ihr vorbei und sie musste sich mehr als einmal unter den breiten Schulterpolstern der Grünhäute hindurchzwängen.

    Die größte Menge an Einwohnern waren jedoch Untote, die manchmal mit gesenktem Kopf, manchmal schlurfend und seufzend an Jiastanna vorbeizogen. Sie fühlte mit den ehemaligen Menschen, deren Schicksal durch das gebrochene Königreich der Oberfläche nur allzu gut gespiegelt wurde. Doch es waren nicht die Verlassenen, die Jiastanna nach Unterstadt gebracht hatte. Keine noblen Taten des Mitgefühls gegenüber den Bündnispartnern der Horde. Sie war aus persönlichen Gründen hier. Und einer dieser Gründe wartete in eine dunkle Ecke gekauert unter einem zerschlissenen Baldachin. Als die Elfe sich näherte, hob er die Augen und starrte sie an. Das blaue Leuchten der nekromantischen Magie, die seine Augensockel verließen, hatten seine richtigen Augen längst verschlungen. Mit einem Widerhall in der Stimme erhob sich der schlanke Körper des Mannes, den Jiastanna ihren Bruder nannte. Aradil Sonnengleiter war in eine schwarze, lumpige Kutte gehüllt. Das schwarze Haar war ihm an den Schädel geklebt und sein Gesicht war ausgemergelt.

    „Schwester... es ist schön euch zu sehen.“

    „Aradil, mein Lieber. Du siehst furchtbar aus.“

    „Sei nicht so ehrlich zu mir. Die Wahrheit vertrage ich nicht gut.“

    Er sank bei seinen Worten spürbar ein und hielt sich schmerzverzerrt eine Hand an die Schläfe.

    „Kannst du ihn wieder hören?“, fragte Jiastanna besorgt.

    „Immer zu...“, Aradil nickte langsam. „Immerzu höre ich seine Stimme in meinem Kopf flüstern. Etwas hat sich in ihm verändert. Er sieht etwas in den Schattenlanden. Aber es ist nur eine Ahnung. Ein Gespür.“

    Jiastanna sagte nichts und betrachtete Aradil mit Sorge.

    „Er ruft uns nach Nordend. Alle ruft er nach Nordend. Die Ritter der Schwarzen Klinge, meine ich. Er ruft und sie kommen. Ich glaube nicht, dass ich mich seinem Ruf entziehen kann, Schwester. Egal wo und wie tief ich mich verkrieche. Er ruft und wir gehorchen. So war es nur unter Arthas, sagen die anderen. Mir jagt ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, Schwester. Arthas! Die Geißel erhebt sich und sie sammelt sich erneut um den Frostthron.“

    „Bist du dir sicher? Glaubst du, Bolvar führt etwas im Schilde? Ich meine, ich habe ihn gesehen, mit ihm gesprochen. Nur einmal, aber ich hatte nicht den Eindruck, einen Mann vor mir zu haben, der vor Tatendrang strotzte.“

    „Ich bin mir sicher, Jia. Sehr sicher.“, raunte er und fasste sich nun mit der anderen Hand an die Schläfe. „Ich kann mich ihm nicht entziehen. Die Schmerzen werden immer schlimmer und das ist kein gutes Zeichen. Er weitet seine Dominanz aus.“

    „Wirst du gehen?“

    „Ich muss, Jia. Ich muss gehen. Bald. Suche mich nicht hier. Ich werde dir eine Botschaft zukommen lassen, sobald ich kann. Aber es ist schwer, man selbst zu sein, wenn man in seiner Präsenz ist. Er ist übermächtig und schwer aus dem Kopf zu kriegen. Was sagt der Kriegshäuptling zu meiner Warnung?“

    „Sylvanas nimmt sie ernst. Mehr kann ich nicht sagen. Sie ist...anders geworden, seit die Legion vernichtet ist. In sich gekehrt. Abwesend. Nachdenklich. Ich meine...so war sie ja schon immer. Aber es ist noch viel schlimmer geworden. Sie lässt nur noch Nathanos zu sich. Und Gallywix, diesen elenden Speichellecker.“, zornige blickte Jiastanna zu ein paar Goblins, die sich an einem Stand zu schaffen machten und Kisten hin- und herschleppten.

    „Das ist gut.“, raunte Aradil. „Sie ist vorsichtig. Verschlossenheit ist manchmal unsere einzige Freiheit vor der Welt.“

    Jiastanna überlegte einige Sekunden, dann antwortete sie: „Vielleicht. Vielleicht lässt sie uns im Dunklen, weil sie etwas von so großer Tragweite im Sinn hat, dass jeder Mitwisser eine potenzielle Gefahr darstellt.“

    „Belass es dabei, Jia.“

    Jiastanna nickte.

    „Wann sehen wir uns wieder?“

    „Ich weiß es nicht, Schwester. Ich werde für einige Zeit fort sein. Vielleicht für Wochen, vielleicht für Jahre. Ich muss herausfinden, was der Lichkönig plant und was ihn plagt. Tu du dasselbe mit deinem Kriegshäuptling. Lass mich wissen, wenn etwas vor sich geht.“

    Jiastanna nickte zögerlich.

    „Wir spielen ein gefährliches Spiel, Bruder. Ich fürchte, eines Tages wirst du meinen Kopf in einer Kiste wiedersehen.“ Jiastanna seuzfte. „Oder ich den deinen.“

    Aradil stand auf und drückte seine Schwester an sich. Er war kalt und sein Griff brüchig. Von seiner einstigen körperlichen Stärke war nicht viel übrig geblieben. Zumindest machte es den Anschein. Doch im Schatten konnte sie sein ehemaliges Schwert ausmachen, das an die Wand gelehnt im Licht der Fackeln blinkte. Sie wusste wie schwer es war. Aradil musste es also noch immer heben können, also war nicht alles von seiner Kraft geschwunden.

    „Auf bald, Jia. Gib auf dich und Ory Acht. Hab ein Auge auf sie, wenn es geht.“

    „Sie macht sich rar, weißt du...Ory, meine ich.“

    Aradil nickte und seiner Haltung sank er spürbar zusammen.

    „Kopf hoch, Bruder. Ich behalte sie im Blick, wenn ich kann.“

    „Gut. Und jetzt fort mit dir, ehe diese Unterhaltung noch weitere, ungewollte Zuschauer findet.“, flüsterte er leise und deutete unauffällig mit einem Kopfnicken in Richtung der Goblins, die mittlerweile mit dem Abladen etlicher, leicht bläulich schimmernder Kisten fertig zu sein schienen. Statt der Arbeit galt ihre Aufmerksamkeit nun offenkundig den beiden Elfen. Jiastanna schnippte Aradil eine Goldmünze zu, dann zog sie die Kapuze tiefer ins Gesicht und machte sich auf den Weg aus der Unterstadt. Doch dieses Mal zog sie es vor, nicht durch den Regen zu laufen. Sie beschleunigte ihre Schritte durch die Gänge und blieb schließlich in einem unbeobachtetem Erker stehen. Mit ein paar komplexen Handbewegungen zeichnete sie ein paar Zirkel in die Luft, die sogleich blau glühend unter ihren Füßen erschienen und im nächsten Augenblick war sie fort.

    Vier kleine Punkte schimmerten noch im Dunklen, als zwei Goblins um die Ecke lugten und irritiert feststellten, dass die Elfe nicht mehr anwesend war. Hatten sie sich im Gang vertan?

    Die Schlacht um Azeroth und die Geheimnisse Zandalars

    Jiastanna verfolgte den Ausbruch des Vierten Krieges zwischen Horde und Allianz mehr als kritisch. Zum ersten Mal spürte sie eine Ablehnung gegenüber Sylvanas Windläufer aufkeimen. Eine Abneigung, die aus ihrer über die Jahre gewachsenen Skepsis gegenüber Führungspersönlichkeiten gewachsen war. Aus Kael'thas war der Zweifel schmerzlich hervorgebrochen. Aus Garrosh hatte sie Gewissheit erlangt. Und aus Sylvanas... die Zeit mochte es zeigen. Jiastanna war eigentlich keine Freundin der Nachtelfen gewesen, jener elfischen Cousins, die aus der arkanen Magie so lange schon ein Tabu gemacht hatten, das erst gefallen war, als ihre Zivilisation nach dem Kataklysmus arg in Bedrängnis geraten war. Die Nachtelfen gingen mit der Magie in einer Weise um, wie Jiastanna sie stets abgelehnt hatte, zörgerlich, verteufelnd. Sie wusste nicht, ob es an dem Erbe ihres Volkes lag oder der Tatsache, dass sie unter den Nachtgeborenen so viel Zeit verbracht hatte, aber als Sylvanas Teldrassil niederbrannte, emfpand sie Mitleid mit Tyrandes Volk. Nun war sie hin und her gerissen. Die Treue zur Horde, zu Sylvanas und zu ihrer Garde hatte sie stets bewahrt. Aber dieser Krieg war falsch, davon war sie überzeugt. Hatte sie nicht Seite an Seite mit der Allianz gegen die Legion gekämpft? Gegen Garrosh, den Lichkönig, den Schattenhammer und Todesschwinge? Gewiss waren die Nachtelfen ihr in ihrer Mentalität fremd, aber gleich einen Genozid an unschuldigen Nachtelfen zu begehen, im Namen eines drohenden Übels, das vielleicht keines war? Eine Chance auf Annäherung zu verspielen, um Ressourcen mit Gewalt zu nehmen, statt diese durch Handel zu erwirken?

    Jiastanna war des Krieges überdrüssig. Und früh genug erkannte sie, dass es anderen innerhalb der Horde nicht anders ging. Diesmal war es anders als bei Garrosh. Diesmal würde es keinen offenen Bürgerkrieg geben, aber dieses Mal würde sie auch nicht zögern, auf ihr Herz zu hören, statt in blindem Gehorsam zu folgen.

    Jiastanna beschloss, Orgrimmar wieder zu verlassen und stattdessen Azeroth erneut zu bereisen. Dieses Mal galt die Reise jedoch nicht dazu, zu sich selbst zu finden, sondern einem höheren Zweck. Seit die Legion verschwunden war, war sie nicht in ihr altes Feldlager im „Strom“ zurückgekehrt. Dort füllte sie sich die Taschen mit alten telemantischen Signalgebern, die ihr Oculeth einst übergeben hatte, um die Triangulationsmatrizen der Portale zu koordinieren. Der „Strom“ war ihr immer noch sehr vertraut und es war so, als spürte Jiastanna ein arkanes Echo ihrer selbst an diesem Ort weilen, der so voller chaotischer Magie war. Hierher würde sie immer wieder zurückkehren können, gänzlich ohne Mühen. Ein Refugium wilder magischer Turbulenzen inmitten einer chaotischen Welt.

    Dann brach sie auf und bereiste Azeroth von den eisigen Gipfeln der Eiskrone bis zu den schwülen Dschungeln der Krasarang Wildnis. Von den zerklüfteten Tälern des Steinkrallengebirges bis zu den stürmischen Ebenen des Schattenhochlandes. Nicht Silbermond würde ihre Heimat sein, nicht Dalaran, Orgrimmar oder Suramar. Azeroth würde es sein. Und obwohl diese Reise nicht Jiastanna selbst galt, so spürte sie doch eine klare Veränderung auch in sich. Zuerst war es schwach und kaum mehr als ein Kribbeln, das sich bei jedem Zauber in den Fingerspitzen ankündigte. Doch je länger sie Zeit in der Wildnis verbrachte, desto deutlicher spürte sie, dass ein zuvor beständig vorhandenes, ungutes Gefühl verschwand. Es war, als verließe sie ein altes, unangenehmes Ziehen im Körper. Es war wie das Verhallen eines schrillen Tones im Ohr, das plötzlich gekommen und dann zur Gewohnheit geworden war. Jiastanna fühlte sich gut, befreit und gereinigt von einem schlechten Traum oder einem furchtbaren Kater nach zu viel Arkwein. Aber so gut sie sich innerlich fühlte, so furchtbar musste sie aussehen. Sie hatte Monate lang keinen Spiegel gesehen, kein Bad genossen, keine Annehmlichkeit von Zivilisation oder Gesellschaft verspürt. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Füße und Hände mit Schwielen und Hornhaut versehen und ihre Lippen rissig und trocken. Wind und Wetter hatten an ihr gezehrt und von dem Mädchen aus Silbermond, das immer nur studieren wollte und Kael'thas angehimmelt hatte, war nichts mehr übrig, außer einer Silhouette.

    Als Jiastanna in die Zivilisation zurückkehrte, war der Krieg bereits in vollem Gange. Auf Zandalar war Rastakhan, der König der Zandalari, verstorben und seine Tochter hatte die Zandalari zu einem Teil der Horde gemacht. Mag'har hatten sich der Horde angeschlossen, indem sie mittels eines Splitters der Vision der Zeit aus Draenor nach Orgrimmar geflohen waren. Dass noch immer Splitter des Stundenglases von Kairoz in dieser Welt überdauerten, beunruhigte Jiastanna sehr. Zwar erkannte sie die Handschrift Oculeths in der Art und Weise, wie er benutzt worden war, nämlich als Ankerpunkt in Draenor, aber praktisch ohne zeitliche Verschiebung, dennoch beschloss sie, Oculeth den Splitter abspenstig zu machen. Immerhin war sie immer noch eine Zeitwanderin und Oculeth lehnte Chronomantie ab. Doch das musste warten. Oculeth würde den Splitter gut aufbewahren und es gab dringlichere Angelegenheiten zu klären.

    Jiastanna beschloss nach Zandalar zu gehen und den Zustand des Krieges mit eigenen Augen zu sehen. Was sie dort über den Verlauf der Schlacht erfuhr, machte Jiastanna zornig und gleichsam zutiefst betrübt. Erneut keimte der Gedanke, wie sinnlos dieser Krieg für sie war und wie wenig er zum Wohl Azeroths beizutragen hatte. Eine Weile studierte Jiastanna die Archive der Goldenen Pyramide, doch die Zandalari waren in erster Linie Schamanen, Druiden und Anbeter der Loa. Naturmagie lag Jiastanna fern und auch wenn sie einige Abhandlungen aus alten Zeiten fand, die durchaus wissenswerte Informationen enthielten, so begriff sie schnell, dass es mit der berühmten Magie der Zandalari, die sich als die fortschrittlichsten Magienutzer aller Trolle rühmten, im Wesentlichen um gute Propaganda handelte. Die Dunkeltrolle, die auch zu Jiastannas Vorfahren gehörten, was sie in Erstaunen versetzte, ihr aber nicht dieselbe Abneigung gegen die Trolle einbrachte – die Amani ausgenommen - , wie die Nachtelfen sie pflegten, mussten die weitaus besseren Magier gewesen sein. Aus ihnen war das Reich Azsharas hervorgegangen. Und die Hochwohlgeborenen, in deren Tradition auch Jiastanna stand, waren größter Magien fähig, das wusste sie mit Gewissheit durch ihr Studium des Nachtbrunnens. Doch Dunkeltrolle gab es praktisch keine mehr und so kehrte Jiastanna Zandalar den Rücken. Diese Insel hatte nichts für sie zu bieten, genauso wenig, wie dieser Krieg.

    Vor dem Sturm

    Nachdem der Nachtbrunnen endgültig zusammengebrochen und seine letzten Energien als schmaler Lichtfaden violetten Leuchtens in der Dunkelheit der Nachtfestung verglommen, kehrte Jiastanna mit Großtelemant Oculeth nach Orgrimmar zurück, um dem Kriegshäuptling ein Angebot zu machen. Sylvanas hatte in den letzten Monaten des Kampfes mit der Legion zunehmend nach Verbündeten für die Horde gesucht. Der Kampf auf Argus hatte viele Tote gefordert und die Reihen der Horde waren licht. Ohnehin befand sich die Horde in einem schlechten Zustand, denn noch immer waren die Folgen der diversen Konflikte der letzten Jahre spürbar. Seit Garrosh und dem Bürgerkrieg gegen seine Versuche, die Horde zum Glanz der alten orcischen Horde zurückzuführen, war die Horde ein fahler Schatten ohne Konturen. An ihren Rändern zehrten radikale Kräfte in Unterstadt, die sich gegen Sylvanas auflehnten und gegen sie intrigierten, insbesondere der trostlose Rat. Anduin Wrynn, der neue Hochkönig der Allianz, versuchte indessen, Untote und Flüchtlinge aus Lordaeron wieder zusammenzuführen. Das Vorhaben führte niemand geringeres als Calia Menethil an. Dies führte zu wachsenden Spannungen innerhalb der Verlassenen und banden Sylvanas für Wochen an die Politik Unterstadts, die ihr zunehmend zu entgleiten schien, während die Belange der restlichen Horde auf der Strecke blieben.

    Handelsprinz Jastor Gallywix hatte sich bei Sylvanas um immer größere Ausgaben bemüht, die in neues Kriegsgerät fließen sollten - natürlich nur zur Verteidigung der Horde gegen äußere Feinde – und Sylvanas hatte es sich zur Gewohnheit werden lassen, Gallywix' Ansinnen nicht länger abzuweisen. Er war ein geschickter Händler, selbst für einen Goblin, und konnte mehr als aufdringlich und hartnäckig sein, wenn es um die Durchsetzung seiner Interessen ging. So hatte er irgendwann eine Art Generalzugeständnis erwirkt, welches Sylvanas ihm mit den Worten: „Ich habe keine Zeit für diese Spielchen“ gewährte.

    Die Trolle waren nach dem Tod Vol'jins noch immer führerlos und ihre geringe Zahl in der Horde hatte sich nach dem Massaker, das Garrosh an ihnen befohlen hatte, noch längst nicht erholt. Einige Trolle suchten daher nach ihren Wurzeln und manche erinnerten sich an ein altes Angebot, dass ihnen einst Zul, der Prophet König Rasthakans, gemacht hatte, in dem Bestreben, die Trolle wieder zu einem Königreich zu vereinen und die alte Größe des Trollimperiums von einst wiederherzustellen.

    Die Orcs waren gleichfalls dezimiert, wenn auch nicht in der selben Größenordnung wie die Trolle. Etliche Orcs waren mit Garrosh konform gewesen und waren in Folge der Schlacht um Orgrimmar gefallen. Der Rest, insbesondere alte Veteranen, Hexenmeister, die unter Garrosh verfolgt wurden, und Anhänger von Thralls alter Friedenspolitik bemühten sich um einen neuen Anführer, den sie in Saurfang dem Älteren sahen. Der Kriegsveteran jedoch haderte noch immer mit den Geistern der Vergangenheit, insbesondere dem Tod seines Sohnes durch den Lichkönig.

    Die Tauren hatten sich seit den zunehmenden Aggressionen durch die Allianz in Mulgore verbarrikadiert und die Außenwelt gemieden. Baine hingegen musste immer häufiger für Sylvanas in Orgrimmar einspringen. De facto lenkten Saurfang und Baine zunehmend den Kurs der Horde, zumindest für den Teil, der Kalimdor seine Heimat nannte.

    Der Lordregent Silbermonds betrachtete den Zustand der Horde zunehmend kritisch. Aber Lor'themar Theron sah sich angesichts innerer Spannungen in Silbermond selbst handlungsunfähig. Eine Splittergruppe von Blutelfen hatten sich unter Magister Umbric der Leere zugewandt und sich Alleria Windläufer angeschlossen, die seit der Kriegskampagne auf Argus wieder auf Azeroth weilte. Nachdem Alleria bei einem Besuch Silbermonds fast den Sonnenbrunnen zerstört hatte, hatten Lor'themar, Waldläufergeneral Halduron Wolkenglanz und Großmagister Rommath Alleria den Zutritt zu Silbermond auf alle Zeiten verwehrt. Umbric und Anhänger der Familie Windläufer, sowie Sympathisanten der Allianz und der Hochelfen kehrten Silbermond den Rücken und liefen zur Allianz über.

    Sylvanas sah die Kräfte der Horde dahinschwinden und in internen Querelen zerfließen. Also schicke sie einen Hilferuf aus und dieser wurde in verschiedensten Formen beantwortet. Die Hochbergtauren waren das erste Volk, welches antwortete. Baine hatte eine tiefe Verbindung zu seinen Brüdern und Schwestern vom Hochberg aufgebaut und diese ließen es sich nicht nehmen, ihrerseits Donnerfels unterstützen zu wollen. Den Tauren folgten die Nachtgeborenen. Und mit ihnen kehrte auch Jiastanna nach Kalimdor zurück. Oculeth, der mit Entsetzen beobachtete, dass die Horde über kein stabiles Teleportationsnetzwerk verfügte und auf gut Glück einmal geformte Portale verwendete, bot Sylvanas an, ein Problem der Horde aus dem Weg zu schaffen. Gemeinsam schuf eine Delegation der Nachtgeborenen und einige Magier aus allen Teilen der Horde eine Kammer unter dem Tor Orgrimmars, in welcher über gesicherte Portale über ganz Azeroth erzeugt wurden. Damit hatten die Nachtgeborenen nicht nur ihre Nützlichkeit, sondern auch ihre Treue gegenüber der Horde verdeutlicht. Zudem war Suramar, trotz der Zerstörungen, die die Legion an der Stadt hinterlassen hatte, ein strategisch wichtiger Posten und voller Reichtum und Wissen.

    Obwohl seit langer Zeit nun endlich kein Konflikt Azeroth bedrohte, war die Welt in spürbares Ungleichgewicht gefallen. Schuld daran hatte das Azerith, jene Lebensessenz des Titanen, der für den Planeten namensgeben geworden war. Das Azerith, welches seinen Ursprung im gigantischen Schwert fand, welches Sargeras in Azeroth hinterlassen hatte, wurde zunehmend zum Zankapfel zwischen Horde und Allianz. Und schließlich eskalierte der Streit in offenem Krieg. Trotz leerer Kassen, zahlenmäßiger Unterlegenheit und innerer Zerrissenheit der Horde drohte die Allianz ihr an verschiedenen Posten immer mehr. Die Zwerge setzten ihre Grabungen nahe der Asche Taurajos ungehindert fort und in der Nähe Theramores nahm die Aktivität durch Kul'Tiras immer mehr zu. In Unterstadt bemerkte man Bestrebungen, Stromgarde wieder zu errichten und der Allianz zurückzuführen. Hinzu kamen die Versuche, Gilneas bewohnbar zu machen. Und auch die Nachtelfen wichen im Eschental keinen Meter zurück, obwohl Orgrimmar das Holz dringend als Rohstoff benötigte.

    Nachdem Sylvanas die Angelegenheiten in Unterstadt erledigt hatte und auf zweifelhaftem Wege dafür Sorge getragen hatte, dass Anduins und Calias Bestrebungen fruchtlos verlaufen waren, schmiedete sie einen neuen Plan, der zumindest Kalimdor für die Horde sichern sollte. Bereits zuvor hatte sie über einen Angriff auf Sturmwind nachgedacht, doch das glich einem Himmelfahrtskommando, sodass es ihr zielführend erschien, stattdessen die Dominanz der Horde auf Kalimdor herzustellen, ehe die östlichen Königreiche angegangen werden konnten. Also brannte sie Teldrassil nieder und sorgte damit für ein beispielloses Ende der nachtelfischen Zivilisation auf dem alten Kontinent. Zwar war ihr Tyrande Wisperwind entgangen, aber etliche Nachtelfen nahm sie in die Reihen der Horde auf, untot, versteht sich.

    Die Antwort der Allianz folgte umgehend in der Eroberung Lordaerons, doch Sylvanas sorgte mit einem großangelegten Seuchenangriff dafür, dass Lordaeron auf lange Zeit unbewohnbar werden würde. Die Allianz würde den Norden nicht bekommen und wenn sie dafür ihre Stadt und die Blutelfen opfern musste. Sie hatte nicht vergessen, wie Lor'themar ihr in der Schlacht um Orgrimmar mit dem Tod gedroht hatte, sollte sie Mitglieder der Horde in den Untod erwecken, die durch Garroshs Truppen umgekommen waren. Sollten die Blutelfen sich in Silbermond selbst überlassen sein.

    Die Ankunft der Legion

    Einmal mehr war Dalaran Jiastannas Heimat geworden. Mit der Hilfe von Belmaril hatte Jiastanna zunächst eine neue Verbindung zu den Leylinien Azeroths hergestellt und schließlich war auch ihr Zugriff zur Magie zurückgekehrt, wenn auch zunächst fremdartig. Doch der Neuaufbau ihrer Fähigkeiten hatte auch sein Gutes. Ihre Hilflosigkeit angesichts so vieler Katastrophen in ihrem Leben hatte sie gelehrt, dass sie nicht ohne Offensive würde auskommen können. Nicht noch einmal würde sie machtlos dastehen, während sich die Geschicke der Welt entwickelten. Nach wie vor besaß Jiastanna ein großes Geschick für Chronomantie und Telemantie. Doch sie trainierte sich ebenfalls im Umgang mit arkanen Prinzipien der Neuordnung generell. Sie lernte Dinge auf der Grundlage ihrer Existenz zu verstehen und zu verändern und bald schon konnte sie diese Struktur nicht nur lesen, sondern auch zerstören. Obgleich eine Neuordnung der Dinge noch schwer für sie war, so hatte ihre neugewonnene Kraft etwas durchaus Zerstörerisches an sich. Belmaril lobte sie für ihren Fleiß und schickte sie zu weiteren Studien nach Koltarra, um dort von Kalec und den blauen Drachen zu lernen. So gelangte Jiastanna zu alter und neuer Stärke zurück und dies keinen Moment zu früh, wie sich alsbald herausstellte. Als sich die Himmel über Azeroth verdunkelten und die Legion einfiel, befand sie sich erneut in Dalaran und strukturierte ihren alten Magierstab der Scherbenwelt auf der Grundlage von Apexiskristallen aus dem zeitverzerrten Draenor um. Es gelang ihr schließlich, Amaranthash gänzlich neu zu formen und ihrer neuen Kraft anzupassen. So gerüstet war sie entschlossen, die Welt dieses mal zu verteidigen und nicht nur ihrer Zerstörung beizuwohnen.

    Ihr erster Weg dahin war die Stadt Suramar. Die Stadt der Nachtgeborenen war voll magischer Wunder und wirkte wie eine antike Version Silbermonds und der Nachtbrunnen zog Jiastanna magisch an. Seit der Sonnenbrunnen durch die Kraft eines Naaru gespeist wurde, hatte er seine besondere Anziehung auf Jiastanna verloren. Zwar war sie nicht mehr auf Dämonen angewiesen, aber etwas an der Kraft, die sie beständig aus dem Sonnenbrunnen zog, wann immer sie nach Silbermond reiste, hatte einen faden Beigeschmack. Die Leylinien Suramars hingegen waren alt und voller potenter Magien der arkanen Ordnung und der Nachtbrunnen war eine hochkonzentrierte Version dieser Magie.

    Doch die Stadt war von der Legion überfallen und eingenommen worden. Also arbeitete Jiastanna mit der Horde an der Infiltration der Stadt und der Kartografie der Leylinien für den Widerstand der Nachtsüchtigen, insbesondere für Arkanistin Valtrois. Mehr als einmal gelang ihr dabei mittels Telemantie, die Stadt der Großmagistrix Elisande zu infiltrieren und Knotenpunkte für Teletortationen zu rekalibrieren, um das beständig wachsende Netz aus Portalen zu vergrößern. Für die Horde und die Allianz boten sich damit immer wieder Chancen, Agenten hindurch zuschicken und unter der Legion und den Verteidigern Suramars Chaos zu stiften. Nicht selten geriet Jiastanna dabei in die Schusslinie der Legion, die ihrerseits geschickt gegen den Widerstand von außerhalb vorging. Üblicherweise öffnete Jiastanna ein Portal in die Stadt, indem sie den Nexus des Nachtbrunnens anzapfte und schließlich auf alte Portalknoten zugriff, die seinerzeit Großtelemant Oculeth geknüpft hatte. Für die Bewohner Suramars schien Jiastanna damit aus dem Nichts zu erscheinen. Von Vorteil war dabei das Überraschungsmoment, welches Jiastanna immer geschickter zu nutzen verstand, nachdem sie die anfängliche Übelkeit großer telemantischer Sprünge durch den „Strom“, wie Oculeth die instabile Region seines Portalnetzwerkes, welches durch den Kataklysmus zerrissen worden war, bezeichnete, überwunden hatte. Nach einer Weile hatte sich Jiastanna sogar im „Strom“ eingerichtet und ein kleines Feldlager in dieser Felsgrotte aus tosender arkaner Energie eingerichtet.

    Schließlich half sie bei der Rückeroberung Suramars und bei diplomatischen Gesprächen zwischen den Nachtgeborenen und der Horde. Als Blutelfe hatte sie viele Parallelen zwischen dem Schicksal ihres Volkes und dem ihrer Hochgeborenen Cousins beobachtet. Bald schon richtete sich Jiastanna einen dauerhaften Wohnsitz in Suramar ein, um mit den Arkanisten in der Nachtfestung die letzten Funken des Nachtbrunnens zu untersuchen und zu erforschen.

    Der Kriegsverbrecher und die Kriegsherren von Draenor

    Über ihren langen Aufenthalt auf der zeitlosen Insel waren sich Jiastanna und Kairozdormu näher gekommen. Der bronzene Drache hatte ihr Potenzial für Telemantie und Chronomantie entdeckt und konnte sie schließlich für die Zeitwanderer gewinnen, denen sie zunächst, gemäß ihrer Begabungen, als Weberin beitrat. Weber Belmaril nahm sich ihrer als Lehrmeister an und brachte ihr das Reparieren beschädigter Zeitwege und das Öffnen und Schließen von Temporalportalen bei. Seit dem Ende des Kataklysmus war der bronzene Drachenschwarm auf die Zeitwanderer angewiesen, die ihm in verschiedensten Funktionen zur Seite standen und unterstützen. Kairozdormu eröffnete Jiastanna und Belmaril bald, dass Nozdormu mit der Gründung der Zeitwanderer jedoch mehr beabsichtigte, als Unterstützung. Er hatte seine eigene Korruption gesehen und fürchtete um unumkehrbare Schäden, die er als Urheber des ewigen Drachenschwarms am Raum-Zeitgefüge hinterlassen würde. Belmaril und Jiastanna erkannten das Potentzial, welches in der Manipulation der Raum-Zeit lagen und kamen jeder Bitte von Kairoz nach. Doch dies sollte sich alsbald als fataler Fehler herausstellen.

    Mit der Vision der Zeit ausgestattet öffnete Kairoz einen Riss in eine andere Zeit und eine andere Welt: Draenor – 35 Jahre zuvor. Mit dem Kriegsverbrecher Garrosh floh Kairoz, einen Splitter des durch den Prozess des Öffnens des Portals zerbrochenen Stundenglases der Vision der Zeit im Gepäck. Belmaril und Jiastanna waren von dem Verrat des Drachen tief getroffen, doch Chromie, die nun die Zeitwanderer anführen sollte, versicherte den beiden Blutelfen, dass sie keine Schuld treffe. Vielmehr sei sie selbst zu lange untätig geblieben, obgleich sie Kairozdormus Umgang mit den Visionen der Zeit mehr als fragwürdig empfunden hatte. Noch während Chromie die restlichen Splitter des Stundenglases zusammenfügte, entschloss Jiastanna ihren Fehler wieder gut zu machen und sich Kairoz und der letzten Scherbe anzunehmen, die nach Chromies Reparatur der Vision der Zeit offenkundig fehlte. Mit Belmarils und Chromies Hilfe öffneten sie ein Portal, der Spur des Splitters folgend, der immer noch mit dem Stundenglas verbunden war. Jiastanna gelang es so nur wenige Jahre nach Garroshs und Kairoz Ankunft ebenfalls in Draenor zu landen. Doch die Suche stellte sich schnell als problematisch heraus, denn Garrosh hatte Kairoz ermordet und war inzwischen längst in neue Pläne verwickelt, die Scherbe bei sich tragend. Hilflos suchte Jiastanna in dieser Welt, die so gänzlich ohne Verbündete war, nach einem Weg, Garrosh zu stellen und sich der Scherbe zu bemächtigen. Doch Garrosh war für sie in weite Ferne gerückt, nachdem er sich seinem Vater Grommash zu erkennen gegeben hatte und mit ihm die Eiserne Horde Draenors gegründet hatte. Der Bau des Dunklen Portals war bereits vorangeschritten und schnell war der Blutelfe klar, dass Garrosh den Splitter der Vision der Zeit als Ankerpunkt zu Kalibrierung des Portals auf Azeroth ihrer und seiner Zeit zu nutzen gedachte. Dies würde das gesamte Raum-Zeitgefüge erschüttern und den Verlauf der Dinge nicht nur für Azeroth, sondern auch für Draenor auf ewig verändern. Jiastanna war klar, dass sie handeln musste und zwar bald. Sonst würde eine orcische Armee von ungekanntem Ausmaß über Azeroth herfallen. Mit Garrosh als Berater würden sie Azeroths Verteidigung binnen weniger Monate gestürmt und die östlichen Königreiche eingenommen haben.

    Also unternahm Jiastanna einen ersten und letzten Versuch, Garrosh die Scherbe abzunehmen. Mithilfe einiger magischer Berechnungen und dem toten Leib des mächtigen Grubenlords Mannoroth, den Grommash zuvor getötet hatte und den sie als Fokus ihrer magischen Energien nutzte, zündete sie einen verheerenden Zauber. Doch Draenor war nicht Azeroth und so verhielten sich auch die Leyenergien ganz anders, als sie es von ihrer Heimat gewohnt war. Der Zauber implodierte und ging auf Jiastanna zurück. Reflexartig wickelte sie sich in eine Barriere aus arkaner Magie und versuchte gleichsam den Zauber auf kleinster Ebene zu entwirren und aufzulösen. Doch die im Zauber angereicherte Teufelsmagie hatte ihn verändert und durchdrungen. Ihr gelang es die Wucht des Zaubers aufzuhalten, doch ihre inhärente Kraft wurde entzwei gerissen. Jiastannas magische Kraft war versiegt, zumindest für den Moment. Machtlos und unfähig einen Weg zurück nach Azeroth zu finden, beobachtete sie den Bau des Portals und dessen Öffnung aus weiter Ferne. Doch mit der Öffnung geschah etwas, das sie nicht zu träumen gewagt hätte. Eine Gruppe von Horde und Allianzmitgliedern stürmte aus dem Portal, geführt von Erzmagier Khadgar! Hoffnung keimte in ihr auf. Sie beschloss sich auf die Suche nach Khadgar zu machen, um ihn vom Geschehen zu informieren und nach einem Weg zu suchen, ihre magische Energie zurückzuerhalten. Es würden lange Monate der Forschung werden, die sie in Khadgars Lager in den Sümpfen Zangarras durchzuführen gedachte. Während die Helden Azeroths schließlich Garrosh zur Strecke brachten und Gul'dans Aufstieg entgegenwirkten, fand Jiastanna schließlich einen Weg, ihre Magie zurückzugewinnen. Jede Faser magischer Energie in ihrem Leib hatte sich umgekehrt. Wie ein Magnet, der sich umpolte, so hatte sich auch ihr Zugriff auf die Magie umgepolt. Sie musste wieder mit den Grundlagen beginnen und sich einen gänzlich neuen Zugriff zur Magie verschaffen. Doch Draenor war dafür nur bedingt geeignet und so kehrte sie alsbald zurück nach Azeroth, um sich dort ihrer neuen Aufgabe zu widmen!

    Äußerlichkeiten

    Jiastanna ist von schlanker Statur und jugendlichem Äußeren. Die grünen Augen zeugen von ihrer blutelfischen Herkunft, die natürlichen, braunen Haare trägt sie meistens offen, manchmal zum Zopf gebunden. Ab und an trifft man sie mit rot- oder schwarz-gefärbten Haaren an. Sie trägt meistens lange Gewänder und Kleider, auf dem Schlachtfeld hüllt sie sich in eine Robe, die von runenbesetztem Metall durchwirkt ist und die Insignien der Horde trägt. Zu offiziellen Anlässen findet man sie in der Nachbildung einer klassischen Robe des Rates von Tirisfal. Auf dem rechten Handrücken ist eine große, rote Sonne eintätowiert, die nunmehr von einer feinen Narbe durchzogen ist.

    Persönlichkeit

    Jiastanna hatte eine warme und sanfte Persönlichkeit, die ihr Äußeres unterzeichnete. In den letzten Jahren haben die zahlreichen Konflikte jedoch sichtbare Folgen hinterlassen. Ihr Ton ist rauer geworden und ihr Blick unnachgiebiger. Von der einstigen Schüchternheit ist wenig geblieben. Wenn sie spricht, dann gerne in klingendem Thalassisch, ruhig und in gewählter Weise. Obgleich fähig, hält sie mit ihren magischen Fähigkeiten und dem damit verbundenen Wissen gerne hinter dem Berg.

    Jiastanna liebt gut gewürztes Essen und diverse Weine, mit einer besonderen Neigung zu eine Rebsorte aus Dalaran. Zudem hatte sie eine Vorliebe für Blutdisteln und ihre berauschenden Wirkung.

    Vor etlicher Zeit hat sie mit dem Zeichnen angefangen, was dazu führte, dass sie ohne Bilderkladde und Kohlestift nur noch selten anzutreffen war. Nach einigen Jahren verlor sie jedoch ihre Bilderkladde, weshalb sie beschloss, Eindrücke lieber im Gedächtnis zu behalten, denn sie auf Bilder zu bannen, die der weltlichen Vergänglichkeit allzuleicht ausgesetzt wären.

    Hintergrund

    Kindheit & Jugend

    Geboren in Silbermond als Mitglied der Sonnengleiter, einer Familie von Drachenfalkenreitern und Züchtern, erlebte Jiastanna ihre Kindheit und Jugend in der Stadt der Hochelfen, genährt vom Sonnenbrunnen und unter der langjährigen Herrschaft der Sonnenwanderer. Ihre Kindheit war gewöhnlich und geprägt von der strengen Erziehung ihrer Mutter, die sie zur Exaktheit und Höflichkeit ermahnte. Als Jüngste von vier Kindern und als einziges Mädchen tat sie sich schwer mit der damenhaften Art und Weise, weshalb sie sich häufig Strafen für zerfetzte Kleider, Schrammen und Beulen einfing.

    In ihrer Jugend hatte die Erziehung ihrer Mutter vollends gefruchtet und brachte Jiastanna ein hochnäsiges und extravagantes Gebahren ein, welches sie lange beibehalten sollte. Endlich überzeugt entließ die Mutter sie nach einigen Jahren aus ihrer Obhut, worauf Jiastanna ihre neugewonnene Freiheit nutze und die zahlreichen Feste und Feiern im Immersangwald besuchte. Während eines dieser Feste begegnete sie einem jungen, doch wesentlich älteren Prinz Kael'thas Sonnenwanderer, den sie forthin anhimmelte.

    Ausbildung

    Noch weit vor dem Ersten Krieg erkannte man Jiastannas latentes, magisches Potential. Mit dieser Gabe gesegnet, verließ sie bald Silbermond in Richtung Dalaran, um dort ihre Ausbildung in den arkanen Künsten anzutreten. Zu der Abhängigkeit von Blutdisteln gesellte sich bald eine Vorliebe für Wein, was ihre Ausbildung nachhaltig beeinträchtigte. Ihre Exzesse kosteten sie schließlich fast das Studium. Ein weiteres Mal jedoch inspirierte sie Prinz Kael'thas, der sein Studium ebenfalls in Dalaran angetreten hatte. Sie verliebte sich in den Herrscheranwärter und gab Wein und Disteln auf, um sich gänzlich ihrer inhärenten Kraft zu widmen. Im illusionären Streben ihren Prinzen eines Tages zu erreichen, zeigte Jiastanna sich als äußert strebsam. Die Erziehung ihrer Mutter brach durch und paarte sich mit der Abenteuerlichkeit ihrer jungen Jahre, weshalb sie weder Experimente noch gefährliche Zauber scheute, noch Faulheit und Nachlässigkeit an den Tag legte.

    Zweiter Krieg

    Wenige Jahre vor dem Beginn des Zweiten Krieges beendete Jiastanna schließlich ihre Ausbildung und kehrte für ein paar Jahre nach Silbermond zurück. Die Beziehung zu ihren Brüdern festigte sich und sie begann eine einfache Kampfausbildung bei ihrem Bruder Belentiel, der mittlerweile zu einem Lehrmeister für verschiedene Waffen- und Kampfstile herangewachsen war. Als die Amani schließlich mithilfe der Horde die Grenzen des Immersangwaldes durchbrachen und sich im Sturm auf Silbermond befanden, schloss sich Jiastannas Familie den verteidigenden Streitkräften an. Schließlich wurde sie Zeugin des Eintreffens der restlichen Streitkräfte der Allianz, gerade noch rechtzeitig.

    Dritter Krieg

    Bis zum Ausbruch des Dritten Krieges kehrte Jiastanna nach Dalaran zurück, um sich weiteren Studien zu widmen. Mit dem Ausbruch der Seuche in Lordaeron kehrte Jiastanna an die Ränder des Immersangwaldes zurück, um die Auswirkungen der Seuche zu untersuchen. Kurz kam sie zu jener Zeit in Kontakt mit Sylvanas Windläufer, die die Waldläufer an den Grenzen zu den späteren Pestländern koordinierte. Mit dem Einfall der Geißel in Quel'Thalas floh Jiastanna hinter die schützenden Mauern von Silbermond. Eingekesselt und verzweifelt musste sie mit ansehen, wie ihre Familie, mit einziger Ausnahme ihres Bruders Aradil, von den untoten Streitkräften dahingemetzelt wurden. Schockiert von der Verwandlung Sylvanas' und dem Tod Anasterians, flüchtete sie auf die Insel der Sonnenwanderer und überlebte das Massaker.

    Exodus

    Unter Prinz Kael'thas zog sie schließlich in die Scherbenwelt aus, nachdem Großmarschall Othmar Garithos die versprengten Elfen des Verrats bezichtigte und einsperren ließ. Im Sturm auf den Schwarzen Tempel jedoch wurde sie stark verwundet, fiel in ein Koma und wurde nach Shattrath geliefert, um dort in den Krankenlagern zu genesen. Einige Jahre verbrachte sie so im Koma, bis sie unter den Sehern schließlich erwachte. Immer noch überzeugt von Kael'thas Sache, traf sie sein ausgebrochener Wahn schwer.

    Rückkehr nach Azeroth

    Haltlos und ohne Zugehörigkeit kehrte Jiastanna der Scherbenwelt den Rücken und verlebte einige Zeit ziellos wandernd in Kalimdor, bis sie nach Dalaran zurückkehrte, welches zur Basis der Streitkräfte gegen die Truppen des Lichkönigs geworden war. Kurz beteiligte sie sich als Teil der Offensive der Sonnenhäscher an Kämpfen gegen die Untoten. Mit Dalaran als alter und neuer Heimat gewann sie ein Stück ihres Selbst zurück.

    Kataklysmus

    Während des Kataklysmus trat Jiastanna in Sylvanas Garde ein, um sich in die Dienste von Sylvanas Windläufer zu begeben, die sie auf Grund ihrer Standhaftigkeit und Eigensinnigkeit zu verehren begann. Mit der gesplitterten Welt und dem Chaos der elementaren Ebenen begann für Jiastanna eine Zeit der Feldforschung. Im Versuch die Frage nach der eigenen Identität und ihrem früheren Leben zu verdrängen, zog sie sich für einige Zeit in die Bibliotheken Silbermonds und Unterstadts zurück, um schließlich den Kontakt zum bronzenen Drachenschwarm zu suchen und die Zeit selbst zum Objekt ihrer Studien zu machen. Jiastanna gelang es schließlich, ein grundlegendes Konzept zur Manipulation kurzer zeitlicher Abschnitte zu entwerfen. Während sich die Helden der Welt Todesschwinge entgegenstellten, übte sie sich in den Tiefen Vashj'irs in Kontemplation und Chronomantie.

    Die Nebel Pandarias

    Nachdem sich die Nebel des verlorenen Kontinents gelüftet hatten, betrat Jiastanna mit gestärktem Selbstbewusstsein einen Zeppelin nach Pandaria. Das invasive Vorgehen Garrosh Höllschreis erinnerte sie bald an den ehemaligen Prinzen ihres Volkes und langsam realisierte sie dessen Wahn nicht nur als Manipulation durch die Einflüsterungen eines Kil'jaeden, dem sie immer noch die Schuld an Kael'thas Abfall anlastete, sondern als reine Machtgier und rassisches Überlegenheitsdenken. Auf Pandaria begegnete sie schließlich inmitten des Zerbrechens der Einheit der Horde ihrem Bruder Aradil, mit dem sie sich aussprach. Einige Zeit arbeitete sie schließlich am Verhältnis zwischen Tele- und Chronomantie, um ihre Theorien schließlich an lebenden Objekten zu testen. Als sie von der Entdeckung einer Insel hörte, die keine Zeit zu kennen schien, begab sie sich unmittelbar dort hin, um das Geschenk, welches ihr das Schicksal zu machen schien, dankbar zu begutachten. Sie verbrachte einige Monate auf der Insel und führte diverse Gespräche mit Kairoz und den Zeitenwanderern. Noch während die Belagerung Orgrimmars im vollen Gange war, verschwand Jiastanna spurlos, etwa zur selben Zeit, als auch Kairoz nicht mehr aufzutreiben war...

    Eisen Holz und Ner'zhul!
    3 Tage vor der Invasion durch die Horde und die Allianz auf Draenor:

    Aufgeregten Schrittes wanderte Oryczy im obersten Raum des Hauptquartiers auf und ab. Mit ernster Miene verfolgte der Kommandant ihre Routen um den Tisch. Ausgebreitet lagen zwei Pergamente auf dem Tisch, der sonst Karten mit zahlreichen kleinen Fähnchen und Figuren zeigte, die hin und her geschoben wurden.

    "Wir sind gerade erst wieder in Orgrimmar eingezogen! Die Kor’kron haben alles verwüstet und sämtliche Vorräte geplündert. Garroshs Schergen waren gründlich.“, verwies die Elfe auf das Chaos, dass sie fast in Eigenregie aufgeräumt hatte.
    „Wir können uns einen solchen Feldzug nicht leisten! Und wieso sollten wir uns auch an Draenor beteiligen?“
    Veneanar zuckte mit den Schultern und spielte den Unwissenden, um Oryczys Furor abzumildern. Er wusste genau, was Sylvanas gedachte zu tun. Ein drittes Schreiben hatte der Post beigelegen und war an ihn alleine adressiert, im Bewusstsein, dass nur er es lesen sollte. Es waren kurze Anweisung in einer spitzen, doch eleganten Schrift, die dem Kommandanten verkündeten, was die dunkle Fürstin sich von der Draenor-Expedition erhoffte. Es ging nicht etwa nur um die Rache an Ner’zhul, dem Anführer des Schattenmondklans, der sich, so schien es, um eine Aufnahme bei den Klans von Draenor bemühte. In dieser Zeitlinie hatte nicht der spätere Lichkönig das Machtwort inne, sondern Grommash Höllschrei, Garroshs Vater. Auch dies, so schien es, war Garroshs Verdienst. Veneanar verstand, dass sich daraus völlig ungeahnte Möglichkeiten ergaben. Natürlich barg Ner’zhul immer noch das Potenzial, Lichkönig zu werden und eine zweite Invasion der elenden Geißel auszulösen. Aber es könnte auch genauso gut anders verlaufen und Ner’zhul als unbedeutender Klananführer in den Büchern der neuen Geschichte Draenors verschwinden.
    Doch Ner’zhul war nicht einzig Sylvanas Anliegen. Es würde ihr Genugtuung verschaffen, ihn zu töten, doch der eigentliche Schachzug lag in den Bemühungen mehr Macht auf Azeroth anzusammeln, während sich Vol’jin und Konsorten auf Draenor verausgabten. Manche würden diesen Plan verurteilen, insbesondere, seit Vol’jin als neuer Kriegshäuptling versuchte, die Differenzen der losen Horde auszugleichen, die durch Garroshs Vertrauensbruch entstanden waren. Trolle trauten Orks nicht und anders herum. Die Taurenhielten sich neutral und die Blutelfen waren näher an die Verlassenen herangewachsen. Es gab sogar Verhandlungen mit den Menschen, freilich nicht Jaina Prachtmeers radikaler Fraktion der Kul’Tiras.
    „Wir haben einfach kein Material, um einen Außenposten auf Draenor zu errichten. Warum schickt die Fürstin weder Personal noch Material? Ich verstehe das nicht!“
    Veneanar brach sein Schweigen schließlich, um auf ein anderes Thema zu lenken.
    „Dieser Brief, den du erhalten hast. Was hältst du davon?“, fragte er und blickte Oryczy durchdringend an.
    „Ich halte es für echt, falls ihr das meint, Kommandant. Er ist mit Sicherheit von Jiastanna Sonnengleiter. Und ich halte es auch für absolut wahrscheinlich, dass er von Draenor kommt. Wenn es stimmt, was sie schreibt, dann saß sie seit mehreren Jahren dort fest. Ihr wisst ja noch, dass sie mit Zeit- und Raummagie schon lange experimentiert hat. Der Brief bleibt wage, aber die Warnung sollten wir dennoch ernst nehmen.“
    Veneanar runzelte die Stirn. „Ich habe den Brief nur kurz überflogen, aber wenn er echt ist, dann haben wir einen absoluten Vorteil gegenüber den Spähern von Horde und Allianz. Die strategische Lage, die Jiastanna beschreibt, sollten wir uns zunutze machen.“ Vorsichtig hob der Kommandant eine dünne Zeichnung vom Tisch und hielt sie gegen das Licht. Mit feinen Kohlestrichen war ein Landstrich und eine bedauernswerte Karte daneben gezeichnet worden und zeigte eine erhöhte Position mitten in Schnee und Eis, umgeben von schwarzen Felsnadeln und Seen aus Feuer.
    „Wir werden sämtliches Material vor Ort beschaffen müssen. Es wird unmöglich sein, mehr als Truppen und ein paar Werkzeuge durch das Portal zu schleusen…! Aber wenigstens haben wir ein Portal.“, murmelte Oryczy und kritzelte ein paar Sätze nieder.
    Veneanar legte die Karte wieder ab. Der Plan stand, war aber dennoch äußerst vage. In drei Tagen sollte ein Portal in den Kammern der Gilde erscheinen und der Garde einen Zugang nach Draenor verschaffen. Ein Zugang, der exklusiv und einzigartig war. Erst einmal auf Draenor angekommen, wäre eine Rückkehr nur noch selten möglich, da das Portal von Thrall und Khadgar zerstört werden sollte, so der Plan der vereinten Streitkräfte von Azeroth. Veneanar erinnerte sich, dass der Plan bereits einmal funktioniert hatte, als die Söhne Lothars am Ende des zweiten Krieges in einer waghalsigen Aktion durch das Dunkle Portal gegangen waren und es von der anderen Seite verschlossen hatten, was sie über Jahrzehnte von Azeroth getrennt hatte. Es erschien ihm kein Wunder, dass Khadgar, der damals selbst an dem Sturm auf Draenor beteiligt gewesen war, dieselbe Strategie erneut vorgeschlagen hatte.
    „Nun gut. Veranlasst die Vorbereitung für die Errichtung eines Brückenkopfs in drei Tagen. Wir nehmen nur das nötigste mit. Eisen, Holz und Ner’zhul. Das sind unsere vorrangigsten Ziele auf Draenor!“
    „Sehr wohl, Kommandant.“, quittierte Oryczy und zog einen dicken Strich unter die Liste, die für ihre Verhältnisse äußert knapp war. Eisen, Holz und Ner’zhul.


    Spärlich flackerndes Licht tauchte die
    Züge der dunklen Fürstin in Schatten. Ihre roten Augen glühten und
    stierten in die Finsternis ihres Thronsaals. Leise knackten die
    Knochen einer Woche, die sich rüttelnd aufreckte und dann wieder in
    sich zusammenzusacken schien, gehalten nur von den Panzerplatten
    seiner Rüstung. Kein Atemzug ging durch den Saal. Sylvanas
    verbrachte viel Zeit damit, die Stille und Einsamkeit Unterstadts
    ungestört zu genießen. Seit die Kor'kron das Feld geräumt hatten,
    herrschte eine bedrohliche Stille in der unterirdischen Stadt, die
    sich unter den Ausläufern des einstigen Lordaerons erstreckte. Die
    untoten Bewohner spürten Sylvanas Stimme wie säuselnden, doch
    eiskalten Wind, wann immer sie sprach, von allen Ecken und Enden der
    Mauern wiederhallend, doch seit die Belagerung Orgrimmars geendet und
    die Stadt wieder sich selbst überlassen worden war, war Ruhe
    eingekehrt. Eine trügerische Ruhe, die vom marternden Geist
    Sylvanas' kündigte.

    Die Atmosphäre um die Herrscherin
    Unterstadts schien sich wie zäh wabernder Nebel um die Stiefel des
    Gardisten zu schließen, der seiner Herrin vom Einfall der Eisernen
    Horde in den Verwüsteten Landen zu berichten gedachte. Zaghaft
    schritt er, die Augen gesenkt, die Stufen hinauf und kniete vor ihr
    nieder.

    „Meine Fürstin,“ begann er
    zögerlich, ihren Blick auf sich spürend. „Ich bringe Neuigkeiten
    vom dunklen Portal. Khadgar lässt die Horde und die Allianz den
    Ansturm antreten. Ein Großteil der Orks, die sich hinter das Portal
    gewagt haben, sind bereits vernichtet worden. Es scheint, als habe
    Garrosh sich eine neue Horde gesucht.“

    Sylvanas schwieg und bedachte den
    Gardisten weiter mit eiskaltem Blick. Dann hob sie die Augen, ohne zu
    blinzeln, und starrte erneut in die Dunkelheit.

    „Meine Fürstin...was sollen wir tun?
    Vol'jin ersucht um jede erdenkliche Hilfe für Khadgar.“

    Knisternd wie durchtretener Neuschnee
    fuhr Sylvanas' Stimme in das Gehör des Boten: „Was interessieren
    uns die Probleme Vol'jins. Jetzt wo uns die Stadt uneingeschränkt
    gehört, gibt es nichts, was wir tun müssten. Wir sind niemandem
    Rechenschaft schuldig. Nicht Vol'jin, nicht Thrall und auch nicht
    Khadgar, der sich keinen Deut um das Schicksal meiner Schwester
    schert. Sollen sie sich doch alle gegenseitig den Schädel
    einschlagen.“ Ihre Stimme war eiskalt, aber sie wirkte müde und
    gleichgültig, dachte der Bote und blickte weiter nur den felsigen
    Boden unter seinen Füßen an, um ihrem Blick zu entgehen.

    „Wie ihr wünscht, meine Fürstin.
    Ich werde die Nachricht an den Kommandanten weiterleiten.“ Langsam
    zog er sich zurück und stiefelte ungelenkt aus dem Thronsaal. Hinter
    sich vernahm er die Stimme er Königswache, die mürbe das nächste
    Gesuch aufrief. Der in Lumpen gekleidete, nächste Kandidat betrat
    den Thronsaal. Die dicken Lagen von Leinenstoff ließen nicht genau
    erkennen, um wen oder was es sich handelte, aber Gang war stapfend
    und immer wieder zuckte die scheinbar vom Pech gebeutelte Gestalt,
    während sie sich langsam Sylvanas näherte. Der Gardist warf einen
    letzten Blick über die Schulter, als sich der Bittsteller
    niederkniete und unter dem Saum eine braune Fußsohle ervorlugte.
    Irritiert schaute er genauer hin, doch seine Reaktion kam zu spät.
    Mit einem schnellen Ruck riss sich die Orkfrau die Leinen vom Leib
    und zückte einen glitzernden Ritualdolch. Doch bevor die
    Attentäterin das Metall in Sylvanas Körper bohren kannte, schoss
    das Bein der Fürstin heran und rammte der Frau die Absätze ihrer
    Stiefel ins Gesicht. Taumelnd stolperte die Frau nach hinten. Mit der
    ihr angeborenen Schnelligkeit und der Kraft einer Untoten, die nicht
    länger durch die Physis ihrer Muskeln zurückgehalten wurde, trieb
    sie die mit metallenen Intarsien versehenen Handschuhe in das Gesicht
    der Angreiferin und brach ihr die Nase. Ein Blutschwall spritze
    hervor und landete klatschend auf den steinernen Treppenstufen. Keine
    weitere Minute später hatte die Königsgarde die Orkfrau in einen
    eisernen Griff gebrachte und ihr die Klinge entrissen.

    „Wer bist du?“, funkelte die
    Fürstin die Angreiferin an. Für einen Moment war die Lethargie aus
    ihrem Zustand verschwunden.

    Die Braunhäutige jedoch spuckte nur
    etwas Blut aus, samt einem Schneidezahn, der klackernd davonhüpfte.
    Sylvanas nahm den gebogenen Ritualdolch von einer Woche entgegen. Er
    war primitiv und hatte nur einen einfachen, hölzernen Griff, auf dem
    ein kleines Symbol eingebrannt war. Ein mit spitzen versehenens „C“.
    ShadowmoonClan.png

    Wo hatte sie das schon einmal gesehen? War sie eine Anhängerin
    Garroshs? Ein Überbleibsel der Kor'kron? Nein, dieses Symbol hatte
    sie vor längerer Zeit gesehen. Dunkle Erinnerungen von Drachenfeuer
    und ihrer Schwester rotierten durch ihren Verstand ehe die Stimme der
    Orkfrau einem Blitzschlag gleich den Gedanken freigab: „Der
    Häuptling hatte recht. Er hat alles richtig vorhergesehen! Und er
    hat die Macht gesehen, die er haben wird! Du warst einmal sein, tote
    Elfe!“, rief sie, bäumte sich auf und begann glimmend zu leuchten.
    „Für Ner'zhul!“ Mit dem versiegen ihrer Stimme, zerfiel sie zu
    Asche und hinterließ lediglich eine glimmende Rune aus Blut auf dem
    Boden. Etwas ratlos betrachteten die Wachen die Aschereste auf ihren
    Händen. Während sich ihre Gedanken sortierten, legte Sylvanas eine
    Fingerspitze an ihre Schläfe. Ner'zhul...der Name zwang sich auf,
    wie ein gewaltiger Strudel, der ihren Geist zu packen gedachte und
    ihn in die Tiefen einer Bewusstlosigkeit zu ziehen drohte. Es war das
    lähmende Gefühl der Kontrolle des Lichkönigs, dass sich wie ein
    Phantomschmerz kriechend meldete. Ein Gefühl, dass sie lange nicht
    verspürt hatte.

    „Ruft den Boten der Garde zurück.“,
    befahl sie gequält. „Und bringt mir Pergament und Feder.“

    Am lange verdunkelten Horizont sah die
    Herrscherin über die Verlassenen ein blasse Licht flackern. Sicher,
    sie hatte ihre Rache durch Arthas' Tod gehabt. Doch jetzt würde sie
    ihre Rache an Ner'zhul, am Lichkönig selbst, genießen.

    Mit dem neuen feature leak hat sich noch viel mehr dessen bewahrheitet (sofern es ernst zu nehmen ist), was ich mir erhofft habe.

    Erstaunt bin ich aber vor allem über den Hinweis zu den Untergruppen der neuen Rassenmodells. Erwartet uns etwa endlich die Möglichkeit, auch andere Angehöriger verwandter Völker zu spielen? Optionen wären aus meiner Sicht:

    Orks: Mag'har, Drachenmahl-Clan, Mok'Nathal
    Tauren: Taunka, Yaungol
    Goblins: Gill-Goblins
    Blutelfen: -
    Verlassene: ?? (Auch wenn mir Untote ALLER Völker [zumindest der Horde] auch gefallen würde)
    Trolle: Eis-, Wald-, Wüsten-, Dschungeltrolle

    Draenei: Broken
    Menschen: -
    Zwerge: Wildhammer, Dunkeleisen, Irdene
    Gnome: Lepragnome, Mecha-Gnome
    Nachtelfen: -
    Worgen: -

    Pandaren: -

    Kehren wir wirklich nach Nordend zurück, wie mit Azjol-Nerub definitiv drin wäre, dann wäre es in meinen Augen nicht ausgeschlossen, dass zumindest die ohnehin verbündeten Taunka als Alternative zum Tauren gewählt werden könnten. Ebenfalls erscheint mir die Troll-Variante möglich, wo doch König Rasthakan zur neutralen Fraktion wird und die Zandalari jetzt heimatlos und zerschlagen sind. Vol'Jin könnte die Stämme vereinen, um den Trollen den Rücken zu stärken und damit eine erneute Rassendiskriminierung durch Minderheitenstatus entegegen wirken. Modells sind ja da :D

    Worgen und Goblins sind ja zunächst ausgelassen von den Veränderungen...gleiches gilt für Pandaren. Für Goblins wäre hier auch maximal noch die Gill-Goblin Variante aus Vashjir drin, die ja eh fast dasselbe Modell bestitzt. Keine Ändernungen also, lediglich ein Hinzufügen der Untergruppenfunktion.

    Das man auch endlich braune und graue Orks spielen kann, ist seit BC überfällig. Ich denke, das wird kommen, weil es nur eine Anpassung der Hautfarbe ist und Garrosh und Thrall ja schon exeptionell gute Modells haben, die dafür herhalten können.

    Ob die riesenhaften Vrykul als Version für die Menschen dazukommen, ist fraglich. Ansonsten unterscheiden sich die Menschen ja nicht großartig und Hautfarben sind eh schon in Massen verfügbar.

    Gnome: Lepragnome gibt es ja schon lange, aber ich bezweifle, dass diese spielbar sein werden, da die Gnome ja fieberhaft daran arbeiten, die Strahlenkrankheit loszuwerden. Mecha-Gnome wären noch eine Idee...

    Zwerge: Auch hier ist schon lange fällig, die restlichen zwei Zwergenstämme, die ja nun endlich auch lore-technisch mit Eisenschmiede versöhnt wurden, spielbar zu machen. Mit Magnis Rückkehr in Diamantenform sind vielleicht auch die Irdenen, die er anführen wird, eine denkbare Option. Großartig unterschiedlich sind die Modells ja nicht. Die zu Loken gehörenden Eisenzwerge sind eher unwahrscheinlich.

    Bei den Draenei könnte es die Option zu den leicht verkrüppelten Versionen der Broken geben, was ich aber auch für unwahrscheinlich halte, da diese ja vom Modell her doch sehr unterschiedlich sind.

    Nachtelfen und Blutelfen sind populär genug und bedürfen auch keiner großartigen Untergruppierungen. Hochwohlgeborene unterscheiden sich optisch nicht von den Nachtelfen und die Hochelfen werden nicht zu den Blutelfen zurückkehren, selbst wenn Theron neuer Häuptling wird.

    Verlassene sind ein Mysterium. Eigentlich sind es ja schon von Anfang an auch untote Elfen gewesen, die man noch im Stile Sylvanas hinzufügen könnte. Darüber hinaus sind zwar alle Rassen zum Untod fähig und zumindest bis WotLK sollten daher auch alle Rassen loretechnisch als Untote spielbar sein. Der Einfachheit halber wird Blizzard sich aber auf Menschen beschränken, denke ich. Sonst wären die Verlassenen bald keine Rasse mehr, sondern eine Untergruppierung aller Fraktionen.

    Die größte Hürde ist jedoch eine spieltechnische Hürde: Das Startgebiet. Während die instanzierten Startgebiete der Worgen, Goblins und Pandaren ja ohnehin von Veränderungen ausgeschlossen sind, wären die Startgebiete der bisherigen Rassen zwar zu bearbeiten, ob Blizzard jedoch den Schritt wagt und die Startgebiete so flexibel gestaltet, alle Untergruppen zu vereinen, halte ich für fraglich. Ich bin gespannt, womit Blizzard aufwarten wird. Grundsätzlich wäre ich in der Entscheidung einem erneuten Update der Startgebiete sehr aufgeschlossen, um eine Integration neuer "Rassen" entgegen zu kommen, wenn es schon keine komplett neue Rasse oder Klasse geben wird.

    Da ja nun auch der Titel der ersten Diablo 3 Erweiterung klar ist, wird The Dark Below wohl das nächste WoW Addon.

    Ich freu mich auf weitere Vashjir-artige Gebiete (ich weiß, dass viele sie nicht mochten, weil sie mit der Steuerung überfordert waren...). Das heißt, wir sehen hoffentlich die gute alte Aszhara und das Hauptreich der Naga, welches ja auch namentlich - Nazjatar - bekannt ist. Zudem sind die Naga ja auch immer noch nicht geschlagen, als Rasse mit einer relativ großen Armee, und sie haben zudem Verbindung zur brennenden Legion UND den Alten Göttern. Ich kann mir niemand Geeigneteren vorstellen, beide Punkte miteinander zu verknüpfen und gleichsam auch auf das letzte Addon hinzuarbeiten, als Aszhara höchstpersönlich, die ja schon Kontakt zu Sargeras hatte.

    Außerdem bietet der Weg aufs Meer die Öffnung hin zu ein paar anderen, noch austehenden Dingen:
    1. Undermine, die Hauptstadt der Goblins und damit vllt. eine Rückkehr nach Kezan.
    2. Zandalar, die Insel der Zandalari, die ja nun mehr noch einen König haben, den es abzufrühstücken gilt.
    3. Kul'Tiras, eine der großen Menschennationen, Geburtsort von Jaina und Konfliktpartei für die Horde seid Daelin Proudmoore und dessen Angriff auf die Echo Inseln.
    4. Suramar und die Gruft von Sargeras, die ja noch aus WC 3:TFT bekannt ist und die ebenfalls eine gute Verbindung zur Legion darstellt. Möglicherweise gibts hier auch eine neue Höhlen der Zeit Ini, in der man möglicherweise Maievs Level nachspielt, oder aber Gul'dans Suche nach Sargeras Körper nachempfinden kann.
    5. Die Verlorenen Inseln, auf denen man ebenfalls in WC 3:TFT unterwegs ist und die das Zuhause von Drak'Thul, einem alten Orkeinsiedler aus Gul'dans Gefolge, sind.
    6. Die Darkspear Inseln: Heimat der Darkspear Trolle, die im Bonuslevel zu WC 3 von den Naga überrannt wurde. Hier hat Thrall die Darkspear aufgesammelt.
    7. Ein Haufen Inseln (Plunderisle, Zul'Dare, Gillijims Island, Island of Doctor Lapidis, Tel Abim), die teils in der Alpha noch drin waren, aber später herausgenommen wurde, darunter eine Insel (Dragon Isles), die doch sehr an das Skelett an der Dunkelküste erinnert und zweifelsohne zu den alten Göttern und/oder den Naga gehört. Dragon Isles könnte zudem eine Verbindung zu den Schwarzdrachen, Gründrachen oder Fururion selbst haben. Zudem war Tel Abim - wie Zandalar, Plunder Isle und die Broken Isles - sowieso schon für Cata geplant und sind auf den Karten teils schon seit Warcraft II abgezeichnet.
    8. Karten vom Maelstrom zeigen bereits den Ort von Nazjatar, Mak'aru (Hauptstadt der Makrura Krebse), sowie andere Orte rund um den Maelstrom.

    Wie du schon sagst, Jan, der dritte Cata-Raid ist ja auch immer noch da und ich hoffe darauf, auch diesen zu sehen.

    Ansonsten steht außer dem Meer ja noch der smaragdgrüne Traum an, den man ja ebenfalls aus einigen inoffiziellen Game Versionen kennt und es wird ja schon spekuliert, dass N'Zoth, Verderber von Deathwing, dort sein Domizil bezogen hat. Und spätestens seit Garrosh sollten sowohl Horde als auch Allianz ein definitives Interesse daran haben, die Alten Götter loszuwerden, besonders, da sie nicht nur für den Kataklysmus verantwortlich waren, sondern auch für das Orgrimmar-Debakel jetzt, sowie Ulduar und das Ahn'Qiraj Chaos.

    Down Below könnte zudem noch mal Nordend einbeziehen, haben wir doch immer noch ein paar Neruber, die nicht anders als die Klaxxi und die Ahn'Qiraj ein ellengroßes unterirdisches Reich haben, das in Verbindung zu den Alten Göttern steht. Eine Allianz der Insektoiden Völker halte ich auch in diesem Zusammenhang nicht für unausgeschlossen, zumal die Klaxxi nun als Individuuen durchaus auch eine Führungsrige darstellen, die Neruber exzellente Krieger und die Ahn'Qiraj Zerg-Schwarm Qualität bieten. Eine gruselige Allianz...und eine Mächtige dazu.

    Alles in allem gibt es genug offene Enden, die verknüpft werden müssen, bevor es dann ins Weltall geht...

    EDIT: Hab gerade mal den Artikel gelesen. Deckt sich ja sehr schön!

    Also selbst wenn er bleibt, er ist als Kriegshäuptling einfach nicht mehr haltbar danach. Nicht nach dem, was er Vol'Jin und den Trollen angetan hat. Läuterung hin oder her, es gab schon damals einen Grund, warum Thrall und nicht Grom Kriegshäuptling war und so sehr Grom für seine Sünden gebüßt hat, er wäre nie Kriegshäuptling geworden. Garrosh hat den Status nur Dank seines Erbes erhalten, sicherlich nicht auf Grund seiner Taten. Er ist ein Hitzkopf, ein Kriegstreiber und mit einer ungesunden Paranoia geschlagen und das auch schon vor Pandaria. Er ist auch ein herzloser Einzelgänger. Wenn Fururion uns eines mit Patch 5.1 sagen wollte, dann, dass wir die Seele der Horde sind und nicht der Kriegshäuptling.

    Spielt aber auch mal nicht die entscheidende Rolle für die Verlegung des HQs. Sollte sich die Lage eben unter Garrosh wieder entspannen, ziehen wir eben dann wieder zurück. Fakt ist aber, dass man zunächst mal für einen Patch weichen sollte.