Die schweren Ketten schnürten tief ein. Unsichtbare Finger bohrten sich ins Hirn, versuchten Kontrolle zu erhalten, Schmerzen wie von glühenden Nadeln. Dumpfes Hämmern von großen Trommeln, Worte in einer fremden und doch vertrauten Sprache, eindringlich, fordernd…
Eldrias Schattenjäger erwachte mit einem Schrei aus dem Albtraum, vergrub sein Gesicht in den Händen.
Er war nicht allein, neben seiner Pritsche saß Thero´Shan. Der große Schneeleopard, sein Gefährte blickte ihn unverwandt und regungslos an. Seine Augen flackerten in blauem Feuer, blaue Flammen zuckten aus seinem halb geöffneten Maul. Die Flecken auf dem Fell der Geisterbestie flackerten in unstetem blauen Licht.
"Was, was hast du?" fragte Eldrias leise die große Raubkatze. Als würde er aus einer Trance erwachen, blinzelte Thero´Shan den Hauptmann an, das blaue Leuchten ließ nach. Ein dunkles Grollen kam tief aus der Katzenseele.
Thero`Shan kam zögernd zu Eldrias hinüber, legte seinen großen Kopf auf den Rand der Pritsche, ließ sich die Streicheleinheiten tief schnurrend gefallen.
Sorgenvoll betrachtete der Elf seinen Freund, irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
Hauptmann Schattenjäger hatte bis tief in die Nacht im Hauptquartier gearbeitet, Papiere, Formulare, der ganze bürokratische Kram den er zu gern vor sich herschob hatte ihn nun eingeholt. Da es zu spät war, und er Ayluna nicht wecken wollte, beschloss er auf der Pritsche in seinem Arbeitszimmer zu schlafen. Er fiel in einen unruhigen Schlaf, bis er von diesem Albtraum geweckt wurde.
Da es bereits dämmerte, beschloss Eldrias nach Hause zu gehen. Die frische Luft würde ihm guttun.
Hauptmann Schattenjäger betrat seine Gemächer. Ayluna schlief noch fest, die leichte Bettdecke war auf den Boden gerutscht. Eldrias betrachtete seine schöne Verlobte eine Weile. Sie lag auf der Seite, den Kopf auf die Hand gebettet. Ein warmes Gefühl durchflutete ihn, beginnend im Herzen breitete es sich wohlig über den Körper aus. Schließlich hob er die Decke auf, vorsichtig deckte er Ayluna zu.
Draußen auf dem Gang legte sich Thero´Shan in seiner ganzen Größe vor die Tür von Eriassa, der Schülerin von Eldrias. Seid dem Vorfall auf dem Übungsplatz suchte die Raubkatze öfters ihre Nähe.
Eldrias lächelte ein wenig, beschloss dann zu duschen und sich für den neuen Tag im Dienste der Garde vorzubereiten.
Der großgewachsene Blutelf stand mit geschlossenen Augen unter dem Strahl weichen Wassers. Warme Bäche fanden den Weg über seinen sehnigen und doch muskulösen Körper. Er musste wieder an diesen Traum denken. Dieser Schmerz, die Hilflosigkeit, es war so real gewesen.
"Du bist schon auf, mein Held?" Leise war Ayluna Neliel in die Dusche gekommen. Eldrias drehte sich um. Sein Blick versank einen Moment in ihren großen, blauen Augen.
"Sicher ist hier Platz für uns beide!" Ayluna lächelte verführerisch, ließ ihr Nachtgewand auf den Boden gleiten. Eldrias griff Aylunas Hand, zog sie zu sich unter das fließende, warme Wasser. Ayluna küsste ihn, biss ihm leicht in die Unterlippe, den Hals. Ein wohliger Schauer überkam ihn. Eng umschlungen liebten sie sich leidenschaftlich. Wie so oft, seid Ayluna wusste das sie keine Kinder bekommen konnte, war sie sehr fordernd, hemmungslos, fast trotzig.
Eldrias kleidete sich an, verspürte Hunger. "Lass uns frühstücken gehen, mein Herz.". Ayluna saß noch vor dem großen Spiegel, hatte einen dunkelroten seidenen Morgenrock an. Sie kämmte und frisierte gerad ihr langes blondes Haar.
"Geh schon vor, ich bin gleich fertig" lächelte sie. Der Hauptmann nickte, trat auf den Gang hinaus.
Seine Sinne schlugen Alarm, irgend etwas stimmte nicht. Die Tür zu Eriassas Zimmer stand halb offen, Thero´Shan war verschwunden.
Durch den Türspalt drang blaues, unheimlich flackerndes Licht auf den Gang. Eldrias war mit ein paar Schritten an Eriassas Tür, drückte sie ganz auf. Ungläubig schaute er auf die gespenstische Szene.
Eriassa kniete, bekleidet in ihr leichtes Nachthemd aufrecht auf dem kalten Steinboden, die Hände auf die Oberschenkel gestützt blickte sie starr geradeaus direkt in das lodernde, blaue Feuer der Augen Thero´Shans. Die riesige Raubkatze saß aufrecht Eriassa gegenüber.
Hell leuchteten die magischen blauen Lichter auf seinem Fell, aus dem Maul zuckten blaue Flammen.
Der ganze Raum war wie von knisternder magischer Energie geflutet.
Eriassa stöhnte gequält auf, ihr Körper begann zu zittern. Tränen liefen ihre Wangen entlang. Eldrias sah wie plötzlich ein dünner Faden Blut aus Eriassas Nase lief, tropfte auf ihre Knie.
"Thero'Shan! Shaza kiel!" Schrie Eldrias in den Raum.
Die Raubkatze zuckte zusammen, das blaue Leuchten erlosch. Eriassa seufzte laut auf, brach in sich zusammen.
Fortsetzung folgt....