Morgengrauen
Nebel umklammerte die Spitzen des nahen Steinkrallengebirges, hielt sich krampfhaft an ihnen fest als versuche er die in den Himmel ragenden Gipfel zu verbergen.
Ungewöhnlich kühle, fast kalte Morgenluft strich zärtlich wie eine Geliebte durch das behaarte Gesicht Torgars.
Sanfte Gerüche nach saftigem Gras und frischem Tau trug Sie an seine Nase, umgarnte verspielt zupfend sein dichtes, pechschwarzes Fell.
Doch hielt er diesen Annäherungsversuchen der imaginären Geliebten stand, ruhte doch seine Gefährtin auf einer Matte hinter ihm in der Hütte.
Eine stolze, wilde Kriegerin, eine Heldin Donnerfels`in den Augen mancher.
Doch für ihn war sie nur sein starkes, eigensinniges und wildes Weib.
Die Taurin, an die er sein Herz verlor...
Das Er ihr in jenem Augenblick schenkte als sie sich heimlich trauen liesen, nur unter den Augen des beiwohnenden Priesters.
Es war spontan...hatte etwas Verbotenes, Verruchtes an sich bei klarem Mondenschein diese Bundschließung zu vollziehen.
Eine Feier zu diesem Anlass konnte man schließlich immer noch abhalten, doch dieser Augenblick, dieser Moment gehörte ihnen ganz allein.
Kurz wurde er aus den Gedanken gerissen, als sie sich rekelte und nur wieder zu einem Fellberg zusammenrollte.
Unzählige Flaschen lagen verstreut auf dem Boden der Hütte ebenso wie zerrissene Fetzen.
Waren sie doch Zeugen einer recht ausschweifenden Nacht von welcher immer noch das Gelächter
stumm im Raum schwebte...und allmählich am verklingen war.
Könnte doch alles so einfach, so unbeschwert sein, wie in diesen Augenblicken in denen er bei Ihr lag.
Ihm graute es schon wieder davor sich mit der alten Runetotem auseinandersetzen zu müssen.
Es passte ihr nicht, dass Er sich mit einer Kriegerin ihres Kalibers abgab.
Wenn sie wüsste, wie oft er sich mit ihr abgab...
Insgeheim lachte er vor sich hin.
Fast kommt es ihm so vor als würde die Alte ihn verfolgen, hat er doch gestern erst geglaubt einen Schatten gesehen zu haben, auch wenn er kaum einer Taurin angedichtet werden konnte.
Vielleicht wollte sie ihm nur wieder die Erdenmutter nahebringen...
Kurz schnaubte Torgar mürrisch...
Wo war diese Erdenmutter bitte gewesen, als er nahe dem Dorf der Bluthufe ausgesetzt wurde!?
Wo war sie, als ihn viele als Aussätzigen behandelten, er seine Artgenossen bald schon mit Gleichgültigkeit strafte?
Warum zeigte sie sich erst jetzt..zeigte erst jetzt Interesse an ihm?!
Sogleich kam ihm wieder das Erlebnis mit dieser durchgeknallten Trollin in den Sinn.
Er beobachtete sie damals wie sie regelrecht durch ein Lager der fettwänstigen Oger stürmte.
Eine Schneise der Verwüstung hinterließ.
Sich ihren Weg teilte wie ein bekannter Prophet durch ein rotes Meer.
Er hörte schon früher von jenem mit Vorsicht zu genießenden Blutrausch, Berserkerrausch, der diese Rasse befiel wenn sie wütend wurden.
Doch niemals hätte er es sich dermaßen schrecklich vorgestellt.
Man munkelte, dass Trolle in solchen Situationen nicht einmal zwischen Freund oder Feind unterscheiden würden sondern alles anspringen...und auch "bespringen"?...was ihnen vor die Augen kommt.
Es sollte sich als wahr herausstellen.
Mit erhobener, gut mannshoher Axt stürmte sie im nächsten Moment auf ihn zu!
An sehr viel erinnerte er sich dann nicht mehr...alles zu verschwommen...
Erst jenes Bild, als sie über eine aus dem Boden emporragende...Wurzel...stolperte und der Länge nach "KLAAATSCH" hinschlug frischte seine Erinnerungen wieder auf.
Er sträubte sich innerlich zu glauben es könnte sich hierbei um die Erdenmutter handeln, die ihm zur Hilfe geeilt war.
Und auch die Freundschaft, die sich später mit dieser wirr plappernden (in einer eigenen Mischung aus orkisch und trollisch) Verrückten herausbilden sollte, schien ihm purer Zufall zu sein.
Noch lange Augenblicke hing er so, an den Türrahmen der Hütte gelehnt, seinen Gedanken nach ehe zwei Arme sich von hinten um seinen Hals schlangen und ihn wieder...sanft aber bestimmend...ins Innere der Hütte zogen.
...