Jadewald, 23. Tag im 4. Monat
Tief sog sie den Duft von blühenden Bäumen, Gräsern und lauwarmen Wind in ihre Lungen, genoss das Aroma, die leichte, plätschernde Geräuschkulisse und lehnte sich nach hinten ins Gras. Der Himmel war unfassbar blau und das intensive Gefühl von Frieden hüllte sie ein wie ein Kokon. Vorsichtig streckte sie die Finger aus, scheuchte einen Grashüpfer auf und lächelte darüber versonnen. Wer sie sah würde trotz des intensiven Sonnenlichts einen leichten, hellen Schimmer auf ihrer Haut wahrnehmen, der ihr selbst nicht einmal bewusst war. Die Ausgeglichenheit ihrer Seele und das Loslassen so vieler negativer Emotionen hatte sie dem Licht auf eine Weise nahe gebracht, wie es sonst nur strenge Ausbildung oder die pure Notwendigkeit des Krieges getan hätten.
Seit ihrer Ankunft in Pandaria und einem etwas holprigen Start war sie nach und nach ankommen in diesem Land - zum ersten Mal nicht als Besucherin, oder im Auftrag von Sylvanas Garde, sondern als... Bewohnerin. Sie hatte sich in die Gemeinschaft eingegliedert, Aufgaben übernommen die ihr lagen und ihr Freude bereiteten, sowie diverse andere einfache Tätigkeiten hinzu gelernt. So war sie zu einer versierten Anglerin geworden, hatte sich mit der einheimischen Flora und Fauna vertraut gemacht und eine zeitlang eine Alchemistin begleitet, um etwas mehr über Kräuter und deren Wirkung zu lernen. Die tatsächliche Zubereitung von Tränken jedoch war ihr schnell zu viel geworden, ein komplexes Wirrwarr aus Destillationsanlagen, Vorrichtungen zum Abtrennen von Niederschlägen, Extraktionen und Mazerationen. Viel einfacher fiel ihr die Zubereitung von Essen, wobei ihre fast kindliche Freude an Aromen und Geschmacksnoten die Pandaren der Gemeinschaft begeisterte. Essen war für dieses Volk essenziell für ein ausgeglichenes Leben - ein Umstand den sie nie begriffen hatte, ehe sie ihn zu leben begann.
Bisweilen schwappten Nachrichten von Kul Tiras oder Zandalar nach Pandaria, jedoch waren diese für sie so unwirklich wie Geschichten, und der Ort des Geschehens so fern wie Draenor. Kein Mitglied der Gemeinschaft strahlte deswegen Sorge oder Angst aus, vielmehr war da eine Art Urvertrauen darin, dass sich alles fügen würde - auf die eine oder die andere Art und Weise. Genau dies hatte sie sich ebenfalls zu eigen gemacht, sich distanziert von allem was "dort draußen" geschah und ihre Welt verkleinert. Für den Augenblick sogar nur auf diesen Flecken saftigen Grases, gleich neben dem von Schmetterlingen umflatterten Weiher. Ein Ort des Lichts...