10 Monate verteidigt Destiny 2 eine verhasste Idee eisern – Rudert nun ganz leise zurück
- Sylvanas Garde
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Alles anzeigenBei Destiny 2 dreht sich die Diskussion seit 10 Monaten um ein hoch umstrittenes Feature: Das „Sunsetting“, den Waffenruhestand. Fans liefen lang dagegen Sturm, doch Bungie stand eisern zu seiner Idee. Jetzt, still und leise, ziehen sie das Feature zurück, verkaufen es aber anders.
Um dieses Feature geht es: Die Idee heißt „Sunsetting“ – das Wort kommt aus alten Western. Wenn der Held nach getaner Arbeit in den wohlverdienten Ruhestand reitet, dem Sonnenuntergang entgegen.
Die Idee war, dass legendäre Waffen und Rüstungen in Destiny 2 nach einer gewissen Zeit ihre Schuldigkeit getan hatten und ausgetauscht werden sollten: Die Waffen konnten nur eine Zeit lang bis auf das jeweilige maximale Power-Level aufgewertet werden, dann ging es für die Waffen und Rüstungen aber nicht mehr weiter.
Die Spieler sollten sie „in den Ruhestand schicken“ und neue Waffen und Rüstungen sammeln, die sie dann ins Endgame begleiten würden. Das sollte mit “Beyond Light” losgehen, der großen 2020er-Erweiterung.
Höher als 1060 kommt diese Waffe beispielsweise nicht mehr.
Waffen und Rüstungen mit Verfalls-Datum
Deshalb fanden Spieler das furchtbar: Die Ankündigung kam früh: Bereits im Mai 2020 gab Bungie den Plan bekannt, der erst ein halbes Jahr später ins Spiel kommen würde.
Aber sofort gab es einen gewaltigen Widerstand bei den Hütern gegen die Idee. In dem 1. Artikel zum Sunsettig gab es hier auf MeinMMO 219 Kommentare der Fans, die meisten davon verärgert.
Wir zitieren exemplarisch einen Kommentar von damals:
Destiny 2 hat bei mir auch ein Verfallsdatum. Das endet mit dem Zeitpunkt, zu dem ich meine Einsiedelerspinne und Gipfel nicht mehr nutzen kann. Ich hasse PVP wie die Pest und ich hab eine Menge geschwitzt und geflucht, bis ich beide endlich hatte. Und bald sind beide auf ein Mal wertlos.
doc.toa auf MeinMMODas war kein wirklich rationaler Ärger, sondern dahinter steckte: „Ich arbeite hier an meinem perfekten Setup, such mir die beste Waffe und Rüstung, grinde dafür wochenlang oder noch länger – und dann kommt Bungie und nimmt mir das einfach weg, was ich mir im Schweiße meines Angesicht verdient habe, indem ich Aliens das Gesicht wegbrutzele.“
Ein halbes Jahr lang war bei den Spielern das Gefühl da: Alle Waffen und Rüstungen, die ich gerade sammel und mag, sind nur auf Zeit da und spielen später keine Rolle mehr, wenn ich sie dann brauche. Das fühlte sich einfach nicht gut an.
Es wurde eigentlich ständig gegen diese Änderung geschossen: Nichts in Destiny 2 ärgerte die Spieler mehr.
Bungie weiß es besser
So wurde die Idee verteidigt: Bungie blieb eisenhart. Wie die Gischt an Felsen brandete die Kritik der Hüter auf Bungie, die sich keinen Fußbreit rührten.
Die Argumentation war: Die Spieler würden sich völlig zu Unrecht verrückt machen. Waffenruhestand sei gar nicht so schlimm, das Power-Level sei ohnehin nur für Endgame-Aktivitäten relevant, sonst könnten die Leute die Waffen ja weiterspielen.
Ein großer Destiny-Experte, SC_Slayerage, sagte:vMan müsse Waffen immer wieder aus Destiny 2 rausnehmen, um Platz für neue aufregende Waffen und Rüstungen zu bieten. Man solle Bungie vertrauen, die könnten das schon. Die hätten auch in der Vergangenheit immer wieder gute Items geliefert.
Es war einmal mehr das Gefühl da: Bungie denkt, sie wissen als einzige, was für ihr Spiel gut ist, haben mit dem Shitstorm schon gerechnet, doch langfristig würden die Spieler schon sehen, dass Bungie hier im Recht ist.
Destiny 2: Ein Loot-Shooter ohne Loot
So war es dann wirklich: Als im November 2020 der Waffenruhestand in Destiny 2 ankam, bestätigten sich alle Befürchtungen der Hüter und es wurde sogar noch schlimmer als gedacht.
Denn zwar rotierten viele Waffen aus dem Fundus der wirklich starken Items raus, doch Bungie hatte in „Beyond Light“ kaum Ersatz geliefert: Destiny 2 litt unter einem nun viel zu kleinen Pool an Waffen.
- Bungie hatte die Befürchtung: Ohne Waffenruehstand wäre der Pool an Items viel zu groß
- in der Realität war er nun aber viel zu klein
Die Spieler lästerten: Destiny 2 sei ein Loot-Shooter ohne Loot.
Destiny 2: Spieler spüren jetzt, wie schmerzhaft der Waffenruhestand wirklich ist
Bungie gab sich dann einsichtig und versprach, über das Thema nachzudenken und noch mal zu reflektieren. Konkrete Ansagen gab es aber nicht. Es sah im November 2020 noch so aus, als hielten die an ihrer Idee weiterhin fest.
Bungie: “Am Ziel vorbeigeschossen”
Das ist jetzt die Änderung: In einem butterweichen Blog-Post hat der neue starke Mann bei Bungie, Joe Blackburn, die Änderung jetzt de facto zurückgezogen, ohne aber so richtig darauf einzugehen, dass die Idee von Beginn an zum Scheitern verurteilt war und die Fans es ihnen 10 Monate lang haarklein vorgebetet hatten.
Bungie sagt lediglich: „Man habe da am Ziel vorbeigeschossen.“
Jetzt heißt es: „Das System habe dafür gesorgt, dass sich Belohnungen so anfühlten, als hätten sie ein Verfalls-Datum“: Genau das hatten ihnen Spieler schon knapp 10 Monate lang und breit erklärt – und das in einer Lautstärke, die unmöglich zu überhören war.
Daher will Bungie jetzt, wenn es weitergeht, die Waffen wieder ohne „Verfalls-Datum“ in Destiny 2 lassen. Die Waffen, die von Sunsetting bereits betroffen sind, bleiben davon aber weiter betroffen.
Das ist Joe BLackburn, der neue starke Mann bei Bungie.
Das steckt dahinter: Das ist seltsam gelaufen. Bungie hat bekommen, was sie wollten: Der Loot-Pool ist jetzt dünner. Das wollten sie erreichen.
Aber der Preis dafür sind verärgerte Fans, die sich so fühlen, als höre ihnen Bungie einfach nie zu, sondern weiß es immer besser – auch wenn sie sich ständig irren.
Bungie gibt jetzt mit genau den Argumenten nach, die Destiny-2-Fans ihnen im Prinzip 10 Monate lang entgegenbrüllten. Das weckt einmal mehr den Eindruck, dass Bungie stur ist und immer wieder betont, wie sehr sie auf die Community hören, aber dann doch ihre eigenen Pläne durchziehen, egal wie viel Gegenwind sie kriegen.
Jetzt rudern sie zurück, wo der Schaden schon angerichtet ist.
Einzigartiges Problem von Bungie
Was ist das eigentliche Problem? In vielen MMORPGs wie WoW „verfallen“ Waffen: Spieler sammeln im Laufe einer Erweiterung die besten Items und wenn die nächste Erweiterung kommt, bleiben diese Items zurück und man ersetzt sie durch neue, bessere Waffen, die dann noch 10% bis 20% bessere Werte haben und mehr Schaden anrichten. Bei WoW ist das kein Problem, weil die Waffen im Prinzip nur Träger von bestimmten Werten sind – kaum wer ist da wirklich emotional an seinen Bogen oder seinen Zauberstab gebunden.
In Destiny 2 fühlt sich jede Waffe durch Gameplay-Mechaniken etwas anders an: Der Rückstoß, die Feuerfrequenz, das Zielfernrohr, der Sound – jede Waffe ist hier irgendwie eigen. Deshalb ist das Thema bei Destiny 2 so heikel und auch einzigartig.
Bungie will kein Spiel haben, in dem Spieler die Wahl zwischen 200 Waffen haben und in der nächsten Erweiterung die Zahl dann auf 250 wächst. Denn das ist ein Balacning-Albtraum. Aber die Spieler wollen das so, die möchten mit jeder Erweiterung „noch coolere und spannendere Waffen“, die es sich wieder zu grinden lohnt.
Ikonische Waffe aus Destiny – pulverisierte Bosse in Sekunden.
Wenn Bungie aber immer „coolere und stärkere Waffen“ macht, hat man einen Powergrind, bei dem am Ende Hüter mit Waffen wie der Gjallarhorn rumlaufen, die jeden Boss in Sekunden pulverisiert. Dann sind Gameplay-Mechaniken der Bosse völlig egal, wenn eh jeder Boss tot ist, bevor er seinen geheimen Power-Angriff starten kann. So einen Zustand gab es in Destiny 2 immer wieder.
Bungie muss für dieses einzigartige Problem von Destiny 2 eine Lösung finden und will sich jetzt offenbar dafür auch viel Zeit lassen. Wichtig ist aber, dass man die Spieler beteiligt und nicht an einer Idee festhält, die von Beginn an für einen Volksaufstand sorgt, nur um sie erst ewig zu verteidigen und sie dann still und leise zu kassieren.
Destiny 2 spricht über die Zukunft: 9 wichtige Änderungen für 2021
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